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Bleiben Sie gesund - Blog in besonderen Zeiten

5. Juni 2020: Zwischen besonders und normal

Seit dem 15. März haben in diesem Blog fast täglich Menschen aus unserer Gemeinde und ihrem Umfeld Einblick in ihr Leben unter den besonderen Umständen der Zeit gegeben. Auch wenn noch längst nicht alles wieder 'normal' ist - wobei ich mich eh frage, was normal ist - diesen Blog in besonderen Zeiten stellen wir jetzt ein.

Die besonderen Zeiten gehen weiter. Vieles, was normal war, ist immer noch besonders. Ja, wir feiern wieder Gottesdienste sonntags in der Kirche - aber die Anzahl der Gottesdienstteilnehmer*innen ist begrenzt, die Gemeinde sitzt weit auseinander und statt selber zu singen, lauscht sie dem Gesang des Kantors. Normal fühlt sich das nicht an - und wird es irgendwie doch. Und manches, was besonders war, ist jetzt normal. Ich trage auf dem Markt einen Munschutz und niemand wundert sich - normal eben.

Zwischen besonders und normal werden wir uns in den nächsten Monaten bewegen. Ich bin gespannt, wie wir das Gemeindeleben dazwischen weiterentwickeln. In der Kindertagesstätte beginnt am Montag ein eingeschränkter Regelbetrieb. Alle Kinder können wieder die Kita besuchen - und es wird trotzdem anders sein als sonst. Normal und besonders zugleich. Eigentlich ist das Leben ja immer ein 'Zwischen besonders und normal'. Mir ist das in dieser besonderen Zeit noch einmal sehr bewußt geworden.

In normalen Momenten und besonderen Augenblicken - bleiben Sie gesund und behütet!

Rahel Schaller, Pfarrerin

30. Mai 2020: Klosterleben

Grundsaetzlich verarbeitet jeder Mensch, egal ob in oder ausserhalb eines Klosters, diese sehr einzigartige, globale Krise sicherlich anders. Manche Menschen sind veraengstigt, besorgt oder in Trauer um einen geliebten Menschen. Andere geniessen die „geschenkte“ Zeit auf die eine oder andere Weise.

Auch fuer mich sind genaue Gefuehle und exakte Gedanken zu Themen der „Aussenwelt“ oft sehr schwer zu orten. In einem beschaulichen Kloster, wo Kontakte zur Aussenwelt schon grundsaetzlich sehr begrenzt sind: kein Fernsehen, kein Radio, keine Tageszeitungen, limitierten Zugang zum Internet, fuehlen sich schon Themen wie Brexit oder Fluechtlings-Krise manchmal sehr surreal an, weil sie unser Leben direkt ganz wenig oder ueberhaupt nicht beruehren. Trotzdem fuehlen wir Klosterbewohner uns betroffen, vom Leid der Menschen „draussen“. Und das sind nicht nur unsere Freunde und Familien, Menschen die uns nahe stehen. Das sind ALLE, Menschen jeder Rasse und jeden Glaubens, gut und nicht so gut. Und das spiegelt sich jeden Tag oft in vielen Gebeten im Gottesdienst mit der ganzen Klostergemeinschaft, im kleineren Kreis, wie in der Rosenkranz-Gruppe oder rein persoenlichen Gebet wieder.

Neben den „Vorteilen“ des Lockdown, fehlen uns auf jeden Fall die „treuen Seelen“, die oft schon seit Jahren unsere Gottesdienste, besonders die Heiligen Messen, mit uns mitfeiern.

Bruder Martin, Mount Saint Bernard Abbey, England (früher Goch)

29. Mai 2020: Erster Schultag nach dem Shutdown

Heute am 29.05.2020 war mein erster Schultag am Gymnasium in Goch seit dem Shutdown am 13. März 2020. Auf den Tag genau hatte ich nun seit 11 Wochen die Schule nicht mehr von Innen gesehen und war wie alle anderen Schüler auch auf Homeschooling eingestellt.

Ich habe mich total gefreut, endlich meine Klassenkameraden wiederzusehen und einen "normalen" Schulalltag zu erleben. Als ich heute morgen aufgestanden bin, war ich trotz der Freude auch ein wenig aufgeregt. Wie werden die Hygieneregeln umgesetzt, wie werden die Pausen sein, wie läuft der Unterricht ab, all diese Fragen kamen in mir auf.

In der Klasse war es dann schon etwas komisch, weil alle nun weit auseinander sitzen müssen und nur die Hälfte der Klasse zusammen ist. Die Pausen waren natürlich auch nicht so wie sonst. Jede Klasse hat ihren abgegrenzten Bereich und es gibt Markierungen auf dem Boden, auf denen man stehen darf, um den Mindestabstand zueinander einzuhalten. Trotzdem konnten wir uns gut unterhalten und hatten Spaß.

Bis zu den Sommerferien wird jetzt wohl jeder Freitag erstmal so ablaufen. Ich freue mich aber sehr, wenn Schule bald wieder "normal" ist.
Niklas, Schüler am Gymnasium

28. Mai 2020: Freude - aus Kindermund

Alle Vorschulkinder sind wieder in der Kindertagesstätte - und freuen sich darüber.

"Ich freue mich auf meine Freunde und dass ich wieder im Nebenraum der gelben Gruppe spielen kann."
"Das Beste ist: Ich sehe meine Freunde wieder und kann draußen spielen."
"Ich habe mich so auf das Spielen mit anderen Kindern gefreut."
"Endlich kann ich wieder mit Franzi spielen."
"Ich weiß es nicht, aber ich habe mich einfach gefreut wieder hier zu sein."
"Ich freue mich auf das Spielen im Nebenraum."
"Meine ganzen Freunde wiederzusehen ist super."

Vorschulkinder, Kindertagesstätte

27. Mai 2020: Beerdigung in der Corona Zeit

Corona, mein Unwort des Jahres. Erst weit weg, doch dann hat es uns alle schnell eingeholt. Niemand hat damit gerechnet und umso härter trifft es uns alle, auch wir als Bestatter haben es da nicht leicht.

Es ist schwer den Menschen sagen zu müssen welche Einschränkungen bei der Beerdigung eines geliebten Menschen gelten. Ich wünsche uns allen viel Kraft für diese schwere Zeit.

Ralf Aunkofer, Bestatter

26. Mai 2020: „Darf ich heute meine neuen Konfirmationsschuhe anziehen?“

Heute Morgen ging der Wecker viel früher als in den letzten Wochen. Denn Tomke hatte wie alle Achtklässler der Gesamtschule Goch zum ersten Mal wieder 6 Stunden Unterricht! Vor zwei Wochen waren sie nur für zwei Stunden dort. Aber da ging es mehr darum, sich wiederzusehen und zu hören, wie man mit den Programmen für das „Home Schooling“ zurechtkommt.

„Freust du Dich, mal wieder in die Schule zu kommen?“, war meine Frage an den Frühaufsteher. „Natürlich nicht, Mama! Das ist doch Schule!“, kam die entrüstete Antwort. Tja, Mütter sind manchmal ganz schön dusselig. Es dauerte dann erheblich länger als sonst, bis alle notwendigen Sachen verstaut waren. Der Junge war eindeutig aus der Übung gekommen. Jacke über, Helm auf und…

„Mama, darf ich meine neuen Konfirmationsschuhe anziehen?“ Er meinte die chicen blauen Turnschuhe, die er nach der Kirche und den Lederschuhen hätte anziehen dürfen. Für’s Toben im Bauerncafé. Bisher lagen sie zur „Schonung“ im Keller. „Bis nächstes Jahr bin ich rausgewachsen!“ Wo der Junge recht hat, hat er recht!

So konnte Tomke doch wesentlich besser gelaunt in die Pedalen treten. Warten wir´s ab, ob der Konfirmationsanzug nächstes Jahr noch passt. Bis dahin wird er sich wohl schonen müssen, keine Festivität in Sicht!

Imke Voß, Konfirmandenmutter

25. Mai 2020: Zeit haben und Zeit nehmen zum „Danke“ sagen

Am Himmelfahrtstag besuchten uns ca. 20.000 Gäste ohne Mund- und Nasenschutz und ohne auf Abstandsregeln zu achten in unserem Garten. Sie bideten innerhalb weniger Minuten eine Traube an unserer Hängematte. Es war faszinierend, dieses Schauspiel – nachdem der erste Schrecken überwunden war – beobachten zu dürfen. Eine begeisterte, engagierte und glückliche Imkerin kam zu uns und holte den Bienenschwarm ab. Ihr zuzuschauen und zuzuhören war beeindruckend. Die Natur hält so manche Überraschung für uns bereit und sie beschenkte uns in den letzten Wochen reich. Beim Spazierengehen war zu beobachten, wie sie sich von Tag zu Tag entwickelte, sie explodierte sozusagen und überraschte uns mit ihrer Schönheit. Das Virus irritiert sie scheinbar nicht. „Danke“ für die Natur und für die Menschen, die sich mit viel Herzblut auf vielfältige Art und Weise für sie einsetzen!

In dieser Woche findet bei uns eine Maiandacht statt. Wie wird es werden? Wer folgt der Einladung? Was beschäftigt die Menschen gerade? „Maria, eine von uns“ ist der Grundgedanke mit dem wir uns beschäftigen. Die Vorbereitung zu zweit war geprägt von Suchen, miteinander Überlegen und dem Abwägen verschiedenster Möglichkeiten. Die Maiandacht wuchs und schließlich war sie fertig. „Danke“, dass der Glaube zu meinem Leben dazu gehört und dass er Miteinander, Halt und Zuversicht schenkt.

Menschliche Begegnungen und Miteinander sind ein kostbares Gut, dem ein weiteres „Danke“ gilt. Gemeinsames Beisammensein, Erzählen, Lachen und gemeinsames Tun sind wertvoll und tun gut, zu jeder Zeit, aber ganz besonders in diesen Tagen, in frohen und in traurigen Stunden.

Mögen Wertschätzung und Achtung gepflegt werden und immer weiter wachsen. Ich wünsche Ihnen und Euch Mut und Freude beim „danke“ sagen und auch ganz viel Freude, ein „Danke“ anzunehmen. Danke fürs Lesen dieser Zeilen!

Gabi Elbers, St. Stephanus Kessel

24. Mai 2020: Gottesdienstbesuch

Heute habe ich Lesedienst, das erste Mal wieder in einem echten Gottesdienst, wie das wohl wird? Schon die Begrüßung am Eingang von Bettina Prinz ist herzlich, da verschwindet die Fremdheit durch Maskenpflicht und Abstandsregeln ganz schnell. Ich trage mich in die Liste als Gottesdienstbesucherin am Stehtisch ein.  Es ist ein schönes, ein einladendes Gefühl wieder in die Gemeinschaft der Gemeindeglieder zu kommen. Als ich die Kirche betrete, sehe ich die Klebepunkte auf den Bänken. Aha, hier darf ich mich setzen. Aber erst gehe ich nach vorne um meine Lesetexte in der Bibel vorzubereiten. Pfarrer Mewes hält den heutigen Gottesdienst. In seiner warmherzigen Art begrüßt er uns. Besonders spricht er trauernde Gemeindeglieder an, die Angehörige verloren haben. Dr. Ludwig spielt die Orgel, er begleitet das Spielen mit Gesang, wir dürfen zuhören. Das gibt mir für den Gottesdienst einen vertrauten Rahmen. Auch wenn ich in der letzten Zeit viele gute alternative Gottesdienste gehört oder gesehen habe, tut es unendlich gut, wieder in der Kirche zu sein. Mit dem persönlich zugesprochenen Segen am Ende des Gottesdienstes verlasse ich die Kirche und gehe gestärkt in die nächste Woche.

Es war noch Platz für weitere Gemeindeglieder, versuchen Sie es auch einmal wieder, es lohnt sich!

Angela Mesch, Leserin

22. Mai 2020: Was mich bewegt

Der gestrige Vatertag fühlte sich für mich wie ein ganz gewöhnlicher Feiertag an. Die Familie, die weiter entfernt wohnt, war extra angereist. Alle haben nach langer Zeit mal wieder gemeinsam gelacht, gegessen und einfach nur Spaß gehabt. An diesem Tag, in diesem Augenblick war alles ganz normal, auch wenn es das nicht war. Wenn es das Virus nicht gäbe, wäre der Tag dann anders oder genauso? Würden wir ihn mit den Menschen verbringen, die uns etwas bedeuten, oder ganz alleine mit nichts außer uns? Egal, ob mit oder ohne Corona, es war schön, das Gefühl der Gemeinschaft wieder zu erleben.

Frederik Drescher, Konfirmand

20. Mai 2020: Abi 2020 - MIT ABSTAND am besten

Auch für mich war der 13.03. ein ganz besonderer Tag. An diesem Tag war ich ausnahmsweise nicht in der Schule, weil ich einen Arzttermin hatte. Ich war eigentlich froh, einen Tag frei zu haben. Aber dann kam alles anders. Am Nachmittag sollte NRW Ministerpräsident Laschet eine große Rede zu Corona-Maßnahmen halten. Papa und ich setzten uns auf die Couch und machten den Fernseher an. Wir scherzten gerade, dass das heute vielleicht mein letzter Schultag gewesen wäre und ich ihn beim Arzt verbracht habe, als bekannt gegeben wurde, dass sowohl Schulen als auch Unis sofort geschlossen werden, um die Pandemie einzudämmen. Während Papa meine große Schwester anrief, die Medizin in Essen studiert, um ihr zu sagen, dass wir sie morgen abholen werden, flossen bei mir die ersten Tränen. Ich versuchte mich zusammenzureißen, aber musste sofort an die Mottowoche, den Abisturm, den Abiball mit Gottesdienst in der Kirche am Markt und Abi Urlaub mit Freunden denken. Alles zerplatze innerhalb von Sekunden. Alles sind Dinge, auf die man sich die ganze Schulzeit freut und manchmal mehr der Grund waren, Abi zu machen, als das Zeugnis selbst. Generell sollte dieses Jahr ganz besonders werden. Ich werde 18, habe einen ganzen Sommer frei und Urlaub mit Freunden und Familie geplant. Der Tag war also auf einmal eine große Enttäuschung und warf viele Fragen auf: Wie geht es weiter? Fallen die Abiturklausuren vielleicht sogar dieses Jahr aus?

Nach diesem Tag vergingen Wochen, in denen ständig Pläne über Bord geworfen und neue Sachen beschlossen wurden. Von der Schule ging aber immer sehr viel Sicherheit aus. Die Lehrer meiner Abiturfächer bereiteten mich sehr gut vor und schickten fast täglich Aufgaben und guten Rat. So konnte ich mich sehr gut und mit besonders viel Zeit auf die anstehenden, um etwa vier Wochen nach hinten verschobenen Prüfungen, vorbereiten.

Jetzt sitze ich hier und habe gestern meine letzte Klausur geschrieben. Geschafft! Wenn ich so zurückblicke, hätte es nicht entspannter laufen können. Ich habe neben dem Lernen super viel Zeit mit meiner Familie verbracht und habe viel mit Freunden telefoniert. Eine ganz besondere Zeit – aber auch eine schöne. Mal sehen, ob sogar noch ein paar Abi- Feierlichkeiten nachgeholt werden können…

Paula Guntlisbergen, Abiturientin

19. Mai 2020: Studieren

Der 13. März ist sicherlich ein Tag, an den ich mich noch lange erinnern werde. Drei Freundinnen und ich hatten uns ganz normal in der Uni zum Lernen getroffen und am Morgen noch über Corona gescherzt. Dann, gegen Mittag beim Essen, sickerte die Nachricht durch, dass in einer Pressekonferenz die Schließung der Schulen verkündet werden würde. Also blieben wir in der Mensa und schauten die Pressekonferenz gemeinsam. Wir waren fassungslos und voller Fragen. Wir fühlten uns alle irgendwie sehr verloren und verängstigt. Ein Gefühl, das wir ab diesem Tag öfter spüren würden.
Unsere allererste Reaktion war es, unsere Eltern anzurufen und alle trugen uns das gleiche auf: “Komm nach Hause, Kind.”. Und so umarmten wir uns ein letztes Mal und stiegen in die Züge in unsere Heimat.

Das war das letzte Mal, dass ich meine Freunde gesehen habe, in der Uni war oder ein normales Studentenleben geführt habe. In den kommenden Tagen und Wochen änderte sich viel für uns alle. Für mich heißt es nun: Online Vorlesungen, Livestreams und Podcasts. Lehre auf Distanz - im Medizinstudium sicherlich eine besonders große Herausforderung. Und so hat jeder sein Päckchen zu tragen. Ich bin besonders dankbar für meine Familie, mit der ich wieder unerwarteterweise so viel Zeit verbringen darf und genieße jeden Moment. Trotzdem sehne ich mich danach, wieder in die Uni zu gehen, in Vorlesungen zu sitzen und in meiner eigenen Wohnung mit meinen Freunden Zeit zu verbringen.

Clara Guntlisbergen, Medizinstudentin

 17. Mai 2020: Bewegender Gottesdienst

Der heutige Gottesdienst im kleinen Kreis hat mich tief bewegt. Die Lesung, die Predigt, die Orgelmusik mit Gesang bereiteten mir eine innere Freude und Ruhe. Sie werde ich für die kommenden Tage in mir bewahren. Ein gutes Zeichen in der heutigen Zeit. Großer Dank an alle Beteiligten.

Rainer Finke, Gottesdienstbesucher

16. Mai 2020: Systemrelevant

Aus Sorge um meine pflegebedürftige bald 90 Jahre alte Mutter trage ich natürlich Mundschutz und versuche alle Verhaltensmaßnahmen ein zu halten und befürchte das Corona uns noch sehr lange begleiten wird. Corana und Pflege machen einsam – noch weniger Besuche als so schon und noch weniger Möglichkeiten „auszubrechen“. Auf der anderen Seite gibt mir Corona Zeit zurück – alle Termine und Versammlungen sind abgesagt, verschoben oder wenn sie stattfinden müssen nur verkürzt. Ich liebe meine ehrenamtlichen Tätigkeiten, genieße nun aber auch die „gewonnene“ Zeit.

Dank Corana ist beruflich nun auch viel Home-Office angesagt. Da mein Arbeitsplatz in Mönchengladbach liegt, bringt mir dies ein Zeitgewinn von zweieinhalb Stunden am Tag. So langsam vermisse ich jedoch mein Labor und den direkten Austausch mit den Kollegen – meine Augen sind bald viereckig von den vielen Videokonferenzen. Gute Erfindung aber nicht als Dauerlösung gedacht und geeignet.

Da der Arbeitsweg nun wegfällt vermisse ich auch die Morgenandacht auf WDR 5 – die Losung lesen und bedenken ist eines, die Gedanken und Auslegungen von anderen Menschen/Christen zu hören und zu bedenken etwas anderes – es hat einen „Mehrwert“ für mich. Dies gilt ganz besonders für die nun verpasste Sendung von „Gedanken zum Schabbat“ am Freitagnachmittag, die für mich besonders sind. Der Blick und die Auslegung der Thora der jüdischen Menschen – sie sind erstaunlich bodenständig, nah an den Menschen und ihren Problemen und ganz unspektakulär, aber hilfreich in der Auslegung oder Problemlösung.

Diese Woche hat mir neben Coraona auch noch einen Wasserrohrbruch gebracht, dessen Behebung mit großem Schaden in drei Räumlichkeiten verbunden war und eine Woche bis zur Leckagenfindung gedauert hat. Meine Geduld und Seelenruhe wurden also doppelt aufs Äußerste strapaziert – es kann nur besser werden! Nun kann ich Gott danken, dass es nicht noch schlimmer wurde, ich tolle Handwerker habe und am Sonntag endlich wieder ein Gottesdienst stattfindet – auch anders als sonst aber immerhin!

Erkenntnis dieser Woche: fließendes Wasser und funktionierende lebendige Sozialkontakte sind – ein oft gehörtes Wort dieser Zeit – für mich persönlich „systemrelevant“, bzw. lebenswichtig.

Karin Wilhelm, Presbyterin in Louisendorf (Region West)

15. Mai 2020: „Was wir einerseits vermissen und was wir andererseits erleben“

Als Mama einen Blog geschrieben hat, hat sie ihn uns gezeigt und gleich gefragt, ob wir nicht auch etwas aus unserer Sicht oder über unseren Tagesablauf schreiben möchten. Nun hat auch Frau Schaller gefragt und jetzt schreiben wir, was wir vermissen und wie wir diese Zeit erleben.  

Wir, Madelaine (10) und Frederik (13), vermissen Oma und Opa, das Verabreden und Spielen mit Freunden, das Trainieren im Team, das Lernen in der Klassengemeinschaft und mal wieder mit Mama und Papa in die Stadt zum Einkaufen fahren.
Seit Corona telefonieren wir mit Oma und Opa oder bekommen Post. Mit Freunden sprechen und spielen wir online. Basketball spielen wir alleine, auf dem Hof haben wir zwei Körbe. Die Aufgaben macht jeder für sich. Dann helfen wir uns gegenseitig und fragen Mama und Papa. Seit kurzem gehe ich Madelaine wieder zur Schule. Einmal in der Woche. Und ich Frederik darf erst am 25. Mai zur Schule und auch nur dieses eine Mal bis zu den Ferien.

Außerdem haben wir mit Papa und Mama im Garten gearbeitet. Die erste Snackgurke haben wir schon geerntet und gegessen. Lecker! Die wachsen im Treibhaus, im Garten dauert es noch etwas länger, bis wir da ernten können.  Dann haben wir die Tischtennisplatte rausgerollt und mit Papa und Mama Tischtennis gespielt. Das Kettcar haben wir aus dem Schuppen geholt und damit fahren wir nun auch regelmäßig. Und mit dem Fahrrad fahren wir durchs Dorf und über die Grenze zum See. Dann besorgen wir mit dem Fahrrad Eier, Nudeln oder Kartoffeln am Dorfplatz. Da steht ein Häuschen zur Selbstbedienung. Das ist echt toll. Dort liegt eine Liste wo jeder einträgt, was er mitnimmt und wieviel Geld man in die Kasse geworfen hat. Manchmal haben wir schon gekocht und gebacken. Dann musste Mama das nicht. Für Papa haben wir die Gänse und die Hühner gefüttert. Als die Maskenpflicht kam, habe ich Madelaine mit Mama Masken genäht. Und ich Frederik bin mit Papa dafür Rennrad gefahren.

Wir sind nun schon eine ganz lange Zeit zu Hause. Das ist gar nicht so schlecht, weil wir hier viel machen können. Und mit Papa und Mama ist es ein bisschen wie Ferien, obwohl wir immer Hausaufgaben machen müssen.

Wir wünschen das alle gesund bleiben und wir hoffen das es euch allen gut geht.
Wir grüßen ganz herzlich aus Hommersum.

Frederik und Madelaine

14. Mai 2020: Vermisst - aus Kindermund

Nach acht Wochen besuchen einige Kinder wieder die Kita. Was sie vermisst haben:

"Meine Erzieher habe ich vermisst."
"Ich habe meine Gruppe mit allen Kindern vermisst."
"Ich habe meine Freunde vermisst."
"Ich habe nix vermisst.- Ach doch, ich habe das Lachen vermisst, denn Lachen macht gesund."
"Daniela und Justin aus der grünen Gruppe habe ich vermisst."
"Das Spielen mit den Kindern."
"Ich habe Pommes-Essen mit den Fingern, vermisst."
"Ich habe das Bällchenbad vermisst."
"Draussen Spielen habe ich am meisten vermisst."
"Ich möchte wieder mit meinen Freunden spielen."

Kinder der Kindertagesstätte

13. Mai 2020: Himmel über allen

Der Tag beginnt zuverlässig mit lautem Vogelgezwitscher, das macht den Wecker völlig überflüssig. Der erste Termin heute Morgen ist das Dienstgespräch per Videokonferenz. Für mich ist es wichtig, so, regelmäßig den Kontakt mit den anderen Mitarbeitenden aufrecht zu erhalten, sie zu sehen und zu hören.

Dann lockt ein strahlend blauer Himmel aufs Fahrrad hinaus in die Natur, durch Wiesen, Felder und Wälder Richtung Uedem, Keppeln, Uedemerbruch und zurück, knappe 30 km. Diese fast tägliche Runde mit dem Fahrrad ist etwas ganz Besonderes in dieser Zeit, die Natur bewusst im Wachsen wahrzunehmen, was eigentlich wie jedes Frühjahr ist. Und doch, der Himmel ist so viel blauer und es sind mehr Menschen mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs.

Dann schaue ich in den Himmel und schon kommt mir das Lied: „Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf….“ in den Sinn und ich summe es leise vor mich hin. Ich wünsche mir dann, dass für ganz viele Menschen trotz aller Widrigkeiten der Himmel aufgeht und sie eine Verbundenheit mit Gottes Kraft und im Miteinander spüren. Kräfte gesammelt, Freude getankt, Mut erhalten für die weiteren Aufgaben in der Familie und bei der Arbeit, so geht es mir jedenfalls.

Heute werde ich noch schön gestaltete Post vom Team der Rasselbande an die Kinder verschicken und hoffe für morgen wieder auf den Himmel.

Kerstin Poppinga, Jugendleiterin

12. Mai 2020: Auf dem Weg zur „Normalität“ ?!?

Da stelle ich mir die Frage: was ist normal? Als es vor einigen Wochen zum Lockdown kam, konnte ich mir die weitreichenden Folgen nicht vorstellen. Vor allem was es mit mir macht, das Virus… Der Satz: Man merkt immer erst, was man an Menschen/Dingen/Gewohnheiten hat, wenn man sie nicht mehr hat bzw. nicht mehr haben kann, hat sich bewahrheitet. Ich hätte nicht geglaubt, wie schnell und wie sehr mir die persönlichen Kontakte fehlen werden. Klar, man kann telefonieren, Skypen oder Videokonferenzen abhalten; das ist besser als nichts, aber nicht das Gleiche.

Zudem musste ich auch aus meiner Komfortzone heraus: die digitale Welt noch intensiver nutzen als bisher und nur das Handy zur Kommunikation: online bestellen wurde nötig, da Schräg- und Gummiband nur so erhältlich waren. Und wer hätte gedacht, dass die ersten Stücke, die  auf meiner neuen Nähmaschine (die alte war noch von der Großmutter meines Mannes und konnte nicht mehr repariert werden) entstanden sind, relativ komplizierte Mund-Nasen-Schutzmasken für die Diakonie waren? Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass sich die Fähigkeiten mit den Herausforderungen durchaus erweitern können. Vielleicht werden jetzt auch Stücke entstehen, an die ich mich früher nicht herangetraut hätte.

Wir haben tatsächlich auch gefühlt mehr Zeit: Einkaufen findet konzentriert bei uns nur noch einmal wöchentlich statt, so dass mehr Zeit für gemeinsames Spazieren/Inlinerfahren (an Orten in Goch und Umgebung, an denen ich noch nie zuvor war), Tischtennisspielen mit unserer Tochter und Lesen – sehr gerne auch im Garten - bleibt. Darüber, dass ich meiner Arbeit weiterhin nachgehen kann, und nicht in Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit bin, empfinde ich sehr viel Freude und Dankbarkeit, auch wenn sie nicht systemrelevant ist. In Gesprächen empfinde ich trotzdem, dass sie wichtig und wertvoll ist.

Für die kommende Zeit wünsche ich uns allen, dass die Tage, an denen der Umgang mit der Situation  leichter fällt, überwiegen werden, und dass der respektvolle Umgang, den ich von fast allen Menschen untereinander spüre, weiterhin erhalten bleibt. Die Lockerungen sind schön, wahrscheinlich auch notwendig und ich freue mich schon sehr auf das nächste Kaffeetrinken und Grillen mit unseren Freunden. Allerdings wünsche ich mir, dass möglichst alle achtsam damit umgehen, sodass der Weg zur Normalität nicht in einer Sackgasse endet.

Birgit Weber, Koordinatorin Familienzentrum

11. Mai 2020: Willkommen zurück

Heute beginnt für alle Jahrgänge der Grundschulen und Förderschulen sowie der weiterführenden Schulen die „rollierende Beschulung.“ Vor 8 Wochen ereignete sich ein Novum mit damals noch nicht einzuschätzender Auswirkung. Es kam landesweit zu Schulschließungen. Diese Entscheidung war richtig und wichtig! Seitdem sehen Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte sich mit der Herausforderung des „Lernen auf Distanz“ konfrontiert. In vielen Familien könnte „HomeSchooling“ zum Unwort des Jahres werden. Dies ohne jegliche Vorbereitung und Anlaufphase bestmöglich zu leisten, sorgte teils für Schwierigkeiten auf allen Seiten.

Aber für wen war es eigentlich die größte Herausforderung? Ich denke ganz klar für die Kinder. Fernab Ihrer gewohnten Umgebung, der sozialen Kontakte der Klasse und der Beziehung zu den Lehrkräften sahen sie sich auf einmal im Wohnzimmer, Esszimmer oder Kinderzimmer auf der heimischen Schulbank. Schüler*innen „entkoppelten“ sich möglicherweise daher teils von ihrer Schule oder sahen sich auch mit großen Ängsten konfrontiert. Schule sollte auch immer ein „sicherer Ort“ für Kinder sein und nun wird dieser für mehrere Wochen geschlossen, da er unsicher ist. Darüber hinaus weitete sich das notwendige erzieherische Einwirken von Eltern nun auch noch auf die tägliche Bildung aus. Teils wurden sicherlich „innerfamiliäre Deals“ ausgehandelt, um die Motivation aufrecht zu erhalten. In unserer Familie glich dies einer täglichen Verhandlung um den Preis eines Gebrauchtwagens.

Es ist daher wichtig und richtig, dass unter den gebotenen Schutzmaßnahmen die Schüler*innen wieder zurück in Ihre gewohnte Umgebung kommen. Leider nicht an jedem Tag, aber jeder Tag, an dem Sie wieder in die annähernde Normalität der Schule zurückdürfen, ist ein guter Tag. Schulträger und Schulleitungen haben in hohem Verantwortungsbewusstsein alles zum Schutze der Kinder unternommen. Schule soll auch jetzt wieder „ein sicherer Ort“ sein. Wünschenswert wäre, wenn wir alle etwas aus dieser besonderen Zeit lernen würden. Schule ist mehr als nur Lernen, Schule ist ein sicherer Ort der Begegnung und der Gemeinschaft. Eltern und Lehrkräfte entdecken eine neue gegenseitige Wertschätzung für das Geleistete und haben neue Wege der Kommunikation gefunden. Wenn uns der Alltag nicht wieder sofort einholt, könnten wir aus dieser Zeit vieles Lernen und für die Zukunft sichern. Das wäre wünschenswert… die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Marcus Knops, Schulleiter der Gelderland-Schule

10. Mai 2020: Endlich Gottesdienst und die Handbremse

Die Ev. Kirchengemeinde Goch war am Sonntagmorgen um 11 Uhr die erste, Pfalzdorf um 18 Uhr die zweite Gemeinde im Kirchenkreis, die zu einem Regelgottesdienst eingeladen hatte. Nach zwei Monaten „ohne“ ein Stück Normalität. Mir tat es gut, vertraute Menschen zu sehen, mich mit ihnen auf Abstand zu unterhalten. Viele bleiben noch vorsichtig und darum zu Hause. Einige besuchen in Goch stattdessen lieber die offene Kirche alleine. Weder in Goch noch in Pfalzdorf wurde die laut Schutzkonzept maximal zulässige Besucherzahl im Gottesdienst erreicht. Das war vielleicht auch nicht zu erwarten und gut so. Wir üben die neue Normalität erst ein. Dazu gehörte auch, dass mein Name und Telefonnummer am Eingang notiert wurden, dass ich mich auf einen markierten Platz gesetzt habe und dass die Banknachbarin mein begrüßendes Lächeln nur an den Augen erkennen konnte.

Die Sache mit der Maske. Im Gottesdienst wie auch anderswo hindert mich meine feucht-warme Atemluft daran, das Virus zu vergessen. Was vielleicht auch gut ist. Sie erinnert mich daran, dass jetzt nicht alles ist wie gewohnt. Deutlicher als am Sonntag Kantate (Singt!) kann es nicht auffallen, dass das Gewohnte fehlt. Singen. Ohne angezogene Handbremse. In Goch begleitete Lukas Kowal das Orgelspiel mit toller Stimme, in Pfalzdorf Silke Grabbe. Das Eingangslied erklingt: „Du meine Seele singe“. Spontan habe ich einen Kloß im Hals. Meine Seele will nicht mit Mundschutz singen. Zum Heulen ist das. Gerne würde ich meine Trompete in die Hand nehmen und die Orgel begleiten. Auch mein Posaunenchor, dessen Leiter ich bin, schweigt. Seit 8 Wochen. Keine Proben, keine Musik, keine Begegnung. Und das obwohl der am Sonntag gelesene Psalm 98 dazu aufruft, Gott zu loben: Mit Harfen und Saitenspiel, mit Trompeten und Posaunen. Von dem derzeit erlaubten Mitsummen oder Brummen ist da nicht die Rede! Ich bin darum lieber still geblieben.

Die ersten Gottesdienste sind immerhin ein Hoffnungsschimmer. Dass es immer weiter in eine Normalität geht, in der gemischte Gruppen sich wieder treffen dürfen. Eine entsprechende Studie der Bamberger Symphoniker gibt Aufwind. Sie hat untersucht, dass aus Trompeten-Trichtern zwar weit tragender Schall, jedoch kein meterlanger Luftstrom komme. Sprich, ein größerer Abstand als die allgegenwärtigen zwei Meter braucht es nicht.

Das Tolle an der Situation ist, dass die Gesellschaft merkt, was sie neben Essen, Arbeit und Toilettenpapier auch braucht. Den Nächsten. Wer das ist? Nicht nur die Familie und der enge Freundeskreis. Der Kontakt zu ihnen ist dank moderner Kommunikationsmittel auch nie abgebrochen. Der und die Nächsten finden sich in der Kirche, im Restaurant, in der Sportgruppe, in Chören, auf der Arbeit, im Kino und in den sich wieder belebenden Fußgängerzonen. Gott sei Dank. Bleiben Sie gesund.

Stefan Schmelting, Pressereferent Kirchenkreis Kleve

10. Mai 2020: Was für ein schöner Sonntag – die 2.

Was für ein schöner Sonntag und das nicht nur, weil Muttertag ist. Ich weiß, meine Töchter lieben mich und das nicht nur am 2. Sonntag im Mai. Und egal wie kritisch der Muttertag teils gesehen wird, ich freue ich mich über ihre Umarmungen, die Blumen und den Wunsch mir einen besonders schönen Tag bereiten zu wollen.

Dieser Sonntag war für mich auch deshalb ein rundum gelungener Tag, weil nach knapp zweimonatiger Pause zum ersten Mal wieder ein Gottesdienst gefeiert wurde. Es war meiner Meinung nach ein besonders schöner Gottesdienst trotz Mundschutzpflicht und Abstandsregel. Die Begegnung, der Raum und sein besonderes Licht; alles war so vertraut. Nur auf das Singen mussten wir verzichten, was mir schwergefallen ist und unter meiner Maske auch nicht 100%ig eingehalten wurde. Dafür hat Lukas Kowal umso schöner gesungen. Sein „Lobet den Herren“ hat mein Herz weit gemacht.

Insgesamt waren wir rund 20 Gottesdienstbesucher und damit ein gutes Stück entfernt von der maximal zulässigen Teilnehmeranzahl. Doch niemand vom Presbyterium hatte damit gerechnet, dass zum ersten Gottesdienst nach der Corona Pause die Kirche voll sein würde.  Dennoch es war ein guter Anfang zurück zur Normalität und ein gelungener Test. Als erste Gemeinde im Kirchenkreis haben wir Gocher einen öffentlichen Gottesdienst gefeiert. Eine wichtige Erkenntnis daraus ist: Die Hygieneregeln sind umsetzbar und allgemein akzeptiert.  Meine wichtigste Erkenntnis aus dem heutigen Tag ist ein Zitat Dietrich Bonhoeffers, das Pfarrer Arndt in seine Predigt eingebaut hat: „Gott bewahrt uns nicht vor dem Leid, aber er bewahrt uns im Leid“. Dieser Satz tut mir gut, ich denke er wird zu einem meiner starken Sätze.

Bettina Prinz, Presbyterin

9. Mai 2020:Tauftag

Heute wurde unser Sohn Paul als erstes Kind während der Corona Pandemie in der evangelischen Kirche in Goch von Pfarrer Robert Arndt bei strahlend blauen Himmel getauft. Für uns alle war es eine außergewöhnliche und neue Situation, die diesen besonderen Tag noch bedeutender gemacht hat. Im Kreise der engsten Familie haben wir einen schönen Taufgottesdienst gefeiert. Wir sind sehr dankbar und freuen uns, dass dieser besondere Tag stattfinden konnte.

Anne Janßen, Taufmutter

8. Mai 2020: Festhalten

„Es ist gut, wenn man weiß, woran man sich halten kann. Das es Worte, Gedanken oder auch Lieder gibt, die einem in den Sinn kommen, wenn man auf Trost angewiesen ist, wenn man Zuspruch braucht.“ Diese Sätze gebrauche ich manchmal, wenn wir in der Friedhofshalle von lieben Menschen Abschied nehmen müssen. Sich an etwas oder an jemanden, in schweren Lebenslagen, festhalten können, das ist etwas, was wir vielleicht auch in diesen Tagen dringend brauchen. Abstand halten, aber sich trotzdem an etwas festhalten, das ist nicht so leicht. Wir sehen, dass es Menschen gibt, die sich um andere kümmern, die zu einem stehen, wenn es uns schlecht geht, wenn wir ängstlich in die Zukunft schauen!

Für nicht wenige Menschen ist auch der Glaube so etwas, an das man sich halten kann, der einem Hoffnung und Zuversicht schenkt. Natürlich wird das nicht immer so sein und für jeden zutreffen. Auch bei Menschen, die sich selbst als gläubig bezeichnen, gibt es Zweifel und Fragen, gerade auch in schwierigen Lebenssituationen! Aber es muss nicht unbedingt ein Gegensatz sein: Fragen an Gott haben und in ihm doch einen Halt suchen, seine Wege nicht zu verstehen und doch hoffen und glauben, dass er alles zum Guten wenden wird. Ein gläubiger Mensch mag so sprechen: „Auch wenn ich nicht mehr ein noch aus weiß, wenn mir der Boden unter den Füßen zu schwinden droht, an Gott werde ich festhalten und mich festhalten können, selbst wenn ich ihn nicht begreife!“ Einen solchen Glauben wünsche ich uns allen in guten Zeiten, vor allem aber in Zeiten, in denen wir einen festen Halt dringend nötig haben!

Werner Kühle, katholischer Diakon

7. Mai 2020: Endlich wieder etwas Normalität!

Wir freuen uns über jeden, der zu uns kommt, damit wir wieder mehr in Kontakt sind. In den vier Wochen der Schließung war es sehr befremdlich durch das dunkle Geschäft zu laufen. Trotzdem war es schön zu sehen, dass einige den Weg zu uns gesucht haben und sich nicht direkt ins Internet geklickt haben. Wir haben uns deshalb sehr bemüht, alle Wünsche der Kunden zu erfüllen.

Für mein Personal tut es mir sehr leid, dass wir Kurzarbeit anmelden mussten. Das ist eine beklemmende Situation, zumal wir nicht wissen, wie lange das noch so weitergehen wird. Aber ich bin sehr dankbar, dass das Geschäft soweit wieder öffnen kann. Die Resonanz ist gut. Die Leute scheinen gemerkt zu haben, dass eine geschlossene Innenstadt keine Lebensqualität bieten kann und wir vor Ort nur zusammen stark sein können.

Karin Arntz, Geschenkhaus Peters

6. Mai 2020: Coronazeit

7 Wochen ohne Kita, ohne Schule, ohne Verwandtschaft und Freunde. Es fällt uns schwer mit 2 Kinder ohne Betreuung. Spagat zwischen Hausfrau, Lehrerin, Erzieherin und Job. Die ersten 2 Wochen habe ich mir viel Sorgen gemacht, ob ich doch das Corona-Virus von Arbeit mit nach Hause bringe, da ich in der Medizin tätig bin. Mittlerweile mit Schutzausrüstung gehe ich entspannt zu Arbeit. Wir gehen viel spazieren und versuchen weiter Sport zu treiben. Die Sorgen um die Zukunft werden immer größer: Wie wird mein Sohn als Erstklässler wieder den Weg zu Schule finden? Unsere Pläne für den Urlaub sind ruiniert. Ich will nicht rummotzen, mache mir natürlich auch Sorgen um Vorerkranke und alte Leute. Aber das Leben muss weiter gehen. Unsere Kinder leiden darunter und haben das Recht auf Bildung. Ich erwarte mehr von der Regierung und Kommunen. Bleibt alle gesund!

Elena Burgardt, Zahnmedizinische Fachangestellte

5. Mai 2020: Ich muss selbst entscheiden

Was für ein Segen - dieser wunderschöne, warme Sonnentag heute wieder ist! Wir haben in den letzen Wochen soviel Zeit im Wald, Garten und auf dem Rad verbracht, wie schon lange nicht mehr. Aber ein kleines bisschen ist mir auch unwohl dabei - Klimaveränderung, Trockenheit, ... Wir dürfen dieses wichtigste Thema unser Zeit nicht den (sicherlich super wichtigen) Coronamassnahmen opfern. Es wird ein Medikament, eine Impfung gegen Corona geben - gegen den Klimawandel ist es nicht so einfach.

Noch immer genieße ich es wie am ersten Tag des Shut down, dass die Vögel lauter zwitschern als die Autos brummen und das ich mit dem Rad ungehindert durch die Stadt flitzen kann. Langsam lockern wir die Beschränkungen. Letzte Woche wurde Geburstag gefeiert mit der engsten Familie. Ich habe es sehr genossen. Und gerade rief die VHS an. In der nächsten Woche wird mein Französisch Kurs fortgesetzt - da muß ich aber vorher noch in die Bücher schauen.

Wieviel Lockerung ich zulasse, das muss ich auch selber entscheiden. Aber wir packen das, in gegenseitiger Achtung!

Lucie Weinert, GoFai-Laden

4. Mai 2020: Uns geht es verhältnismäßig gut

Anlässlich eines Telefongespräches fragte Pfarrer Robert Arndt, wie es mir in diesen Zeiten geht. GUT! Können sie das etwas ausführen und mir schreiben, meinte Herr Arndt weiter. Gesagt, getan.

Da ich regelmäßig Zeitung lese und mir Nachrichten im Fernsehen anschaue, bin ich informiert, wie es in diesen Tagen in Deutschland, Europa, ja in der ganzen Welt seit Ausbruch der Corona-Krise aussieht. Und dann stelle ich fest, dass ich als Rentner, der mit seiner Frau in einem Einfamilienhaus mit Garten lebt und die Rente kommt monatlich pünktlich, verdammt gut geht. Natürlich ist man hier und da eingeschränkt, man muss bestimmte Regeln einhalten (Abstand halten, Masken tragen), die Kinder kommen weniger zu Besuch, die Frauenrunde und der Freitagsabendstammtisch fällt aus, geplante Reisen müssen abgesagt werden ... Aber es gibt viel Schlimmeres! Kranke, einsame Alte, Alleinerziehlende, Arme, Arbeitslose, Teile der Wirtschaft, denen die Aufträge wegbrechen, denen geht es viel schlechter. Auch in einigen Nachbarländern, z.B. Italien und Spanien, hat das Corona-Virus viel härter zugeschlagen.

Die Deutschen sind in vielen Disziplinen Weltmeister, z.B. im Sportbereich, Exportweltmeister usw. – aber auch im Nölen. Also, hört auf zu jammern, haltet die Regeln ein, helft, wenn ihr’s könnt und habt Gottvertrauen.

Ein kluger Experte hat behauptet, an der frischen Luft kann man sich kaum anstecken. Guter Vorschlag. Also fahre ich mit meinem Freund seit Wochen mit unseren E-Bikes durch den wunderschönen Niederrhein. Da wir z.Zt. nirgendwo einkehren können, haben wir was zu trinken und die Bütterkes immer dabei. Wir schaffen zwischen 40 und 60 km am Tag. Das macht Spaß – nur der Hintern tut schon mal weh.

Sie sehen Herr Pfarrer Arndt, mir geht es gut! Herzliche Grüße an alle!

Walter Schreiber, Pensionär Stadtverwaltung

3. Mai 2020: #WirbleibenzuHause

„Wir bleiben zu Hause“ war bislang so gar nicht mein Motto. In meiner bisherigen 15-monatigen Elternzeit vor Corona waren wir sehr viel unterwegs. Ich ging mit meinem Sohn zur Stillgruppe, zum Rückbildungskurs, zum Babytreff, zum Tragefrühstück, zum „Tanzen & Singen“, später zum Babysport und wir haben uns gerne mit anderen Müttern und Kindern getroffen. Und auch an den Wochenenden sind wir als Familie gerne ans Meer gefahren oder haben unsere Familien in NRW besucht. Für dieses Frühjahr war ebenfalls einiges geplant: die Taufe unseres Sohnes, Eingewöhnung in die Kita, Ostseeurlaub, Familientreffen... doch dann kam Corona und plötzlich war alles anders. 

Nun bleiben wir überwiegend zu Hause und das war zunächst, wie für die meisten anderen Menschen vermutlich auch, eine große Umstellung. Nach einiger Zeit dachte ich, mir würde „die Decke auf den Kopf fallen“ und ich hatte den Eindruck mein Sohn langweilt sich den ganzen Tag zu Hause. Ich fragte mich, ob er ab dem Sommer in die Kita gehen darf, wann wir wieder Freunde treffen dürfen, wann Normalität einkehren wird? 

Mit der Zeit allerdings haben wir uns in der neuen Situation gut zurechtgefunden. Mein Mann arbeitet nun in der Frühschicht und wir genießen, dass wir mehr Zeit als Familie zusammen verbringen dürfen. Wir gehen viel spazieren, Fahrrad fahren und haben neue „Spiele“ und Beschäftigungen für uns entdeckt. Ich telefoniere viel mit Freunden und Familie und habe sogar wieder Kontakte zu Menschen aufleben lassen zu denen vorher nur noch wenig Kontakt Bestand. Unser Tagesablauf ist routinierter und ich mache wieder mehr Sport. Es tut gut für eine Weile zu entschleunigen und keine Termine zu haben. Natürlich mache ich mir auch weiterhin Gedanken um unsere Zukunft und wünsche mir, dass wir alle gesund bleiben und bald Normalität einkehrt, aber ich habe eben auch gelernt, dass wir öfter mal sagen sollten „Wir bleiben zu Hause“! 

In dem Sinne wünsche ich allen viel Gesundheit und dass jeder auch positive Erkenntnisse aus der aktuellen Situation gewinnen kann. 

Nina Berson, Projektleiterin in Elternzeit und Taufmutter in Warteposition, Hamburg

2. Mai 2020: Ich werde gebraucht

Sieben Wochen ohne Kita - Freitag, 13. März 2020, mittags erfuhren wir, dass wir die Kita schließen müssen. Ich ging ins Wochenende und wusste nicht, wie am Montag die neue Woche starten soll. Je später es am Tag wurde, fing ich an mir Sorgen darüber zu machen, welche Auswirkungen die Schließung für mich haben wird. Am Wochenende habe ich viel mit meinem Freund und Freundinnen gesprochen, was passieren kann und immer stellte sich heraus: „Vivian, egal was kommt, du wirst immer gebraucht!“. Diese Tatsache war ein beruhigendes Gefühl und es stellte sich am Montag, tatsächlich heraus, dass ich gebraucht werde.

Esther Müller, Dörthe Vermeulen, Frau Schaller und Herr Arndt, hatten sich über das Wochenende viele Gedanken dazu gemacht, wie für uns Mitarbeiter diese besondere Zeit aussehen könnte und schnell war klar: Es gibt einiges zu tun. Die Beobachtungsbögen wurden bearbeitet, das Außengelände wieder aufgehübscht, die Schultüten gebastelt und noch einiges mehr. Und es entwickelte sich etwas Großartiges: die ONLINE KITA. Gemeinsam mit meinen lieben Arbeitskollegen/innen darf ich mir seitdem täglich neue Angebote für die Kinder überlegen und die Geburtstagskinder mit einer selbstgebastelten Geburtstagskarte überraschen.

Es ist eine ganz andere Arbeit und ein ganz anderer Tagesablauf. Ich arbeite, mal morgens, mal mittags oder manchmal auch abends, von Zuhause aus. Ich sehe die Kita Kinder nicht mehr und kann mir nur noch vorstellen, wie sie sich täglich auf die neuen Angebote freuen und wie die Geburtstagskinder, mit strahlenden Augen ihre Geburtstagspost öffnen. All diese Sachen live mitzubekommen, ist tausendmal schöner, aber ich weiß, dass in dieser besonderen Zeit auch die Arbeit, die ich von Zuhause auch mache, wichtig für die Kinder ist. Deshalb stecke ich viel Herz und Freude in die Arbeit.

Ich weiß, es wird auch wieder eine andere Zeit kommen und zwar die Zeit, wo ich mit den Kindern endlich wieder zusammen die Angebote machen kann, wo wir wieder zusammen lachen und weinen und vor allem wieder Abenteuer erleben können. Bis dahin mache ich das Beste aus dieser Zeit und freue mich darüber, wenn ich höre, dass die Kinder unsere Angebote toll finden und sie Ihre gebastelten Werke voller stolz zur Kita schicken und Geburtstagskinder, sowie ihre Eltern, sich für die Geburtstagskarte bedanken. Es ist ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass ich einen tollen Arbeitgeber und wunderbare Kita-Leitungen habe, die mich täglich spüren lassen: „Ich werde gebraucht!“

Vivian Kamps, Erzieherin

1. Mai 2020: Wir haben es fast geschafft

“Wenn das Wetter hier jeden Tag so wäre, würde ich niemals wegziehen”, dachte ich, als ich vor die Tür trat, um zur Arbeit zu laufen. Seit Wochen haben wir hier Sonnenschein und 24 Grad, mit angenehmer Luftfeuchtigkeit. Die Straßen sind voll. Auf meinem Weg muss ich mich an Familien mit Kindern, Pärchen und Joggern vorbei schlängeln, die alle das gute Wetter am langen Wochenende ausnutzen. Zwar hat noch jeder eine Gesichtsmaske an, selbst die Kleinsten, mit Dinos oder Kätzchen verziert. Für viele Hong Konger war der Anfang der Corona Zeit “so wie SARS”, und ich war extrem beeindruckt von der Disziplin, die jeder sofort an den Tag gelegt hat. Von einem Tag auf den anderen hatte jeder Masken dabei, hat aufgepasst, ist zu Hause geblieben. Nun merkt man die Aufbruchstimmung. Die Freude der Leute wieder “raus zu können”.  Keine neuen Fälle 5 Tage hintereinander. Alle sind sich einig: “Wir haben es fast geschafft.” Die Stimmung ist verhalten ausgelassen. Man möchte sich nicht zu früh freuen, und auch die Maßnahmen der Regierung zur Regulierung von Treffen sind noch in Kraft, aber die Straßen füllen sich mehr, unser Restaurant wird jeden Tag voller und die Sonne scheint. Seit Ende Januar messen wir bei jedem Gast die Temperatur, lassen jeden eine Erklärung unterschreiben, dass er das Land seit 2 Wochen nicht verlassen hat, oder mit dem Virus in Kontakt gekommen ist. Die Tische haben einen Mindestabstand von 1.5 Metern und es dürfen maximal Gruppen von 4 Leuten zusammen sitzen. Bars und Clubs haben geschlossen und es gibt strenge Regeln zum Alkoholausschank. Desinfektionsmittel stehen auf jedem Tisch und jeder Gast bekommt eine kleine Tüte für seine Maske. Doch trotz längerer Wartezeiten an der Tür bleiben die Gäste gelassen. Die meisten freuen sich, dass wir die Maßnahmen so ernst nehmen, und fühlen sich sicher bei uns zu sitzen und zu essen. Gerade in so einer Zeit, wenn das Arbeiten mit fremden Menschen eher Angst macht als Freude bereitet, freue ich mich über jedes Lächeln umso mehr.

Janina Pilgrim, ehemalige Jugendmitarbeiterin, lebt und arbeitet in Hongkong

30. April 2020: "Licht der Hoffnung"

Singen Sie gerne? Am kommenden Sonntag feiern wir den Sonntag Jubilate. Zum gemeinsamen Singen in der Kirche oder im Chor gehört ja auch Gemeinschaft und Nähe. Das ist in Corona – Zeiten ja leider nicht möglich. Glücklicher Weise gibt es heute auch andere Möglichkeiten gemeinsam zu singen über eine Video-Konferenz. Auch wir in der Niederrheinischen Kantorei haben so einige Chorproben durchgeführt. Eine ganz neue Erfahrung für mich/uns. - So ist auch das folgende Lied entstanden von Martin Buchholz.

Zünde eine Kerze an! Dein Licht der Hoffnung. Heute soll es leuchten für die Welt. Zünde eine Kerze an! Dein Lebenszeichen. Seht, wie unser Licht die Nacht erhellt. Es leuchtet für die Menschen, die wir lieben. Und für alle, die grad einsam sind. Es leuchtet für Gebete, die wir flüstern, für den Funken  Mut, der in uns  glimmt. Es leuchtet für die Menschen, die uns helfen, für die Ärztin und die Pflegerin. Es leuchtet für den Trost, den wir jetzt brauchen, für den Abschied und den Neubeginn. Es leuchtet für die Welt an allen Orten, Mailand, Sao Paulo und Madrid. Es leuchtet für die Kraft, die uns verbindet, für den liebevollen nächsten Schritt.

„Zünde eine Kerze an!“ -  das Lied hat Martin Buchholz vor wenigen Wochen erst geschrieben, da war nicht nur Deutschland, sondern die halbe Welt bereits im Ausnahmezustand. Da war es auf einmal ein Thema, was wir üblicherweise für selbstverständlich nehmen – dass es so etwas wie ein Solidarprinzip in unserer Gesellschaft gibt. Dass Menschen hierzulande fast alle krankenversichert sind, dass es ein dichtes Netz von Krankenhäusern, Pflegeheimen, Sozialstationen gibt, dass zwei Wochen Grippe einen Menschen nicht gleich in den Ruin treiben, weil der Lohn im Krankheitsfall weiter gezahlt wird. Und das Eltern ihrem Arbeitsplatz auch mal fernbleiben können, wenn ein Kind Pflege oder besondere Fürsorge braucht. Dass der Staat Kurzarbeitergeld zahlt, wenn Betrieben unvermittelt die Aufträge wegbrechen.

Das ist eben nicht selbstverständlich, und bei allem Drama und allen ernsthaften Sorgen, die die Coronapandemie mit sich brachte: Es ist gut, dass all das wieder ins Bewusstsein gerückt ist. Und es ist auch gut, wenn es im Bewusstsein bleibt: Wir sind alle aufeinander angewiesen, keiner und keine kommt alleine klar. Dass die kleine Kerze für die entsprechende Erleuchtung sorgt bei uns allen, bei Ihnen und bei mir, auch das ist gut und nur zu wünschen. 

„Zünde eine Kerze an! Dein Licht der Hoffnung!“ Ich bitte Sie/Euch sich an dem Lied zu erfreuen und mitzusingen unter www.martinbuchholz.com Ein bewegendes musikalisches Lichtermeer. 19 Musiker*innen haben auf ihre Art etwas beigetragen und zuhause in ihren Wohnungen und Studios ihre Takes aufgenommen. Frank Röcher hat die Takes zu einem schönen, farbenfrohen Song gemischt. (Die Noten zu diesem Lied kann man sich kostenlos herunterladen)

Es grüßt Sie und bleiben Sie bewahrt.

Kurt Pleines, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Goch

29. April 2020: Mach einen Umweg

"Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg". Dieser Spruch stand letzte Woche in meinem Kalender.  Ja, und das ist dass, was ich/ wir zur Zeit machen. Ich mache Umwege. Wir können oftmals nicht den direkten Weg gehen. Wir können z. B. nur auf Abstand unsere Eltern besuchen, Wir können nur mit Maske zum Einkaufen, Friseur ist tabu, Yoga und Sport fällt aus.
Meine Umwege:  auf der Terrasse sitzen mit unseren Eltern, natürlich mit Maske und auf Abstand.  Gezielter einkaufen , so dass ich nur noch einmal die Woche los muss und der Biobauernhof Büsch beliefert uns, so dass wir auch sie unterstützen können in dieser komischen Zeit. 
Meine Frisur wird jetzt mal öfter mit Spangen in Schach gehalten. Und mein Yoga  mit meinen Schülern fehlt mir sehr. Ich übe jetzt noch intensiver für mich allein. Also mehr Zeit für mich. Im Grunde geht es uns gut, unsere Erde kann sich erholen, unsere Gesundheitswesen ist super aufgestellt und wir haben uns, wenn auch auf Abstand. Bleiben sie alle gesund und bis wir uns Wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.

Karla Verfers, Yogalehrerin

28. April 2020: Abstand halten

"Bitte halten Sie Abstand." Als ich dies zu Beginn von Corona in 'meinem'  Zustellgebiet einforderte, war es nicht immer einfach. "Wieso?" "Was denn?" "Ich dachte, Sie suchen was." "Sie sind aber streng." "So schlimm ist es ja wohl nicht." "Wenn es mich erwischt, dann erwischt es mich eben." "Ach so ein Quatsch. Dann machen Sie doch selber Platz, ich muss jetzt hier lang." Das war vor etwa vier Wochen. Es fällt mir auf, dass die Menschen häufiger zu Hause sind als vor Corona und der ein oder andere möchte mir entgegen kommen, die Post in Empfang nehmen, öffnet genau in dem Moment seine Haustür, wo ich die Klappe des Briefkastens schon anhebe. "Ist was für uns dabei?" Man steht von Angesicht zu Angesicht ohne Corona-Abstand auf einmal zusammen. Mich hat es dann manchmal sehr belastet, immer wieder zu erklären, dass wir die Post nicht direkt übergeben dürfen. Das Reden darüber wühlt mich auf, weil es eben nicht nur einmal passiert. In letzter Zeit hat sich meine Zustellroutine verändert. Nun beobachte ich viel genauer, ob sich etwas in den Häusern bewegt, wer heraus kommt, dann trete ich schnell zurück und klemme den Brief nach Absprache an die Autoscheibe oder lege ihn auf die Gartenhecke. Mittlerweile höre ich immer öfter: "Ja machen Sie das, das ist eine gute Idee, ich nehm es mir dann gleich weg." Es ist einvernehmlicher geworden, darüber bin ich froh.

Jutta Buschmann, Briefzustellerin

27. April 2020: Was war das früher schön

„Och, wat wor dat fröher schön doch en ...“ - nicht nur in Colonia, sondern auch in Goch. Dort vor allem an den Markttagen für einen vormittäglichen Einkaufsbummel. Wir nahmen häufig ein kleines Frühstück im Kaufland ein, bummelten dann durch die Voßstraße zum Markt, schlenderten zu unseren zwei/drei Lieblingsständen und freuten uns auf der Voßstraße draußen vor dem Eiscafé auf einen Cappuccino. Ein kleiner Schnack hier, ein kurzer Klön dort. Sehen und gesehen werden, entspannend.

Und nun? Maske auf, Maske ja. Vermummungsverbot aufgehoben? Ohne Maske keinen Schritt in einen Laden. Also lasse ich das, meine Frau ist so gut, uns das zu besorgen, was wir brauchen. Das ganze ohne Freude, nur ein lästiges Muss. Immer in der Hoffnung, Corona wird ein „Es war einmal...“ Kein schönes Märchen jetzt. Doch ich bin zuversichtlich, dass es bald ein „Och, wat wor dat fröher schön doch en ...“ wieder kommt!

Peter Oetken, Pensionär

26. April 2020: Was für ein schöner Sonntag!

Was für ein schöner Sonntag, damit war wirklich nicht zu rechnen, nachdem vor Wochen die Konfirmation meiner Tochter für den 26. April abgesagt und um ein ganzes Jahr verschoben wurde. Familie, Paten und Freunde wurden wieder ausgeladen und der Tisch in unserem Lieblingslokal storniert. Meine 13-jährige Tochter fand Corona nur noch „Scheiße“.

Insofern war die Entscheidung schnell gefallen, dass dieser Sonntag kein Sonntag wie jeder andere in der Corona Zeit werden sollte. Die Gästeliste wurde wieder hervorgeholt und auf das absolut nötige Minimum reduziert: die Großeltern und die Patentante aus Goch. Im Garten wurden zwei Esstische aufgestellt und schön eingedeckt. Das Essen aus dem Lieblingslokal haben wir liefern lassen. Selbst chic gemacht, haben wir einen herrlich ausgelassenen Tag im Garten verbracht. Nicht nur meine Tochter war versöhnt. Diese Normalität - Gäste zu empfangen - hat auch mich glücklich gemacht. Und Gott hat seinen Segen auch dazugeben mit herrlichstem Sonnenschein.

Bettina Prinz, Presbyterin

25. April 2020: Jetzt ist die Zeit!

Wir alle haben momentan unser Päckchen zu tragen. Das Fehlen der Lieben und der alltäglichen Freiheiten, die nun, da sie uns nicht mehr gegeben sind, umso existenzieller scheinen. Es ist schwer seinen Alltag umzukrempeln. Doch in jedem Elend steckt ein Fünkchen Glück. Es liegt an jedem einzelnen, das Beste aus der gegebenen Situation zu machen. Doch mit etwas kreativer Energie und Willenskraft kann diese Zeit der Einschränkung zu einer Zeit der beflügelten Fantasien und der ungehinderten Selbstverwirklichung werden. Was wollten Sie schon immer mal tun? Denken Sie darüber nach! Es ist nicht immer das, was es zu sein scheint. So kann die trist und aussichtslos erscheinende Situation, in der wir uns momentan befinden auch positive Seiten haben. Es gibt so viel von dem uns unser hektischer Alltag abhält. Aber was ist nun die Ausrede? Man kann alles schaffen, davon bin ich überzeugt und werde es auch immer sein. Wenn wir mal wirklich ehrlich sind, wissen alle die momentan in Quarantäne in ihren Betten liegen, sich gehen lassen und über die Ereignisse grämen, dass sie es damit nicht besser machen. Nicht für andere und erst recht nicht für sich selbst. Unsere Welt hat uns so viel zu bieten! Macht etwas aus diesen gottgegebenen Möglichkeiten: lernt eine Sprache, komponiert ein Stück, zeichnet ein Gemälde oder Unterstütz eure Mitmenschen, zum Beispiel die ältere Dame von nebenan, die nicht mehr alleine einkaufen gehen kann. Alle Einschränkungen sind relativ, da sie nur vorhanden sind, solange wir sie als solche sehen. Wer von uns hat keinen Vorsatz oder Wunsch, den er schon lange vor sich herschiebt? Jetzt ist die Zeit der Möglichkeiten und des Handelns, nicht morgen, nicht in einer Woche sondern jetzt!

Luna Tietz, Konfirmandin

24. April 2020: Corona im Büro und zu Hause

Ich bin beschäftigt in der Verwaltung unseres Kirchenkreises. Hier haben wir die erforderlichen Maßnahmen gegen die Ausweitung des Coronavirus getroffen und gehen weiterhin unserer Arbeit nach.  Sicherlich ist es anders: jeder hat ein eigenes Büro, Kollegen der Risikogruppe arbeiten im Homeoffice und die gemeinsame Frühstückspause findet nicht im Personalraum, sondern im Sitzungssaal mit ausreichend Abstand statt. Darüber hinaus gelten die allgemeinen Verhaltensregeln, überall stehen Spender mit Desinfektionsmittel und der Publikumsverkehr ist ausgeschlossen. Kurz: es ist steril und isoliert.  Dennoch bin ich froh und dankbar, dass ich ins Verwaltungsamt kommen kann und so in meiner Arbeit, die mich ausfüllt, auch eine gewisse Ablenkung erfahre.

Zu Hause ist die Beeinträchtigung durch das Coronavirus mit unseren drei schulpflichtigen Kindern wesentlich deutlicher zu spüren. Von heute auf morgen ist nicht nur der Schulunterricht, sondern sind auch die weiteren Aktivitäten wie Musik und Sport weggebrochen. Diese Zeit will für die Kinder gefüllt und betreut werden. Die zwei kleineren (10 und 13 Jahre) haben einen „Stundenplan“, der sie zeitlich ausfüllt, dennoch den normalen Alltag mit Familie, Freunden und Aktivitäten vermissen lässt. Aufstehen, frühstücken, Hausaufgaben machen, Essen „kochen“ und spielen. Möglichst immer gemeinsam mit Papa und Mama, denn dann gelingt der Tagesablauf besser und macht deutlich mehr Spaß. Ich schätze in dieser Zeit noch einmal mehr, dass wir auf dem Land leben und reichlich Platz haben. So können die Kinder raus und haben dort vielfältige Beschäftigungs- und Bewegungsmöglichkeiten.

Für unseren Ältesten ist diese Zeit noch einmal ganz anders zu bewerten. Er ist 15 und ein Pubertier wie es im „Krimi“ steht. Das Kontaktverbot ist für ihn am problematischsten.  Nur gut, dass er sich eine Werkstatt eingerichtet hat. Sein Mofa hat mehr Schraubstunden als es je Fahrstunden erfahren wird. Die Einsicht zu Maßnahmen gegen die Ausweitung des Coronavirus ist hier nicht sehr groß. Dem häuslichen Lernen kann er aktuell nur wenig abgewinnen. Da ist sehr hilfreich, dass es seit Donnerstag wieder stundenweise zur Schule geht. 

Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zum normalen Alltag zurückkehren und wünsche mir, dass alle etwas aus dieser Zeit für sich mitnehmen.

Claudia Weber, Verwaltungsleitung Kirchenkreis Kleve

23. April 2020: Der Glücksbringer

Ein ganz „normaler“ Arbeits-Tag beginnt mit der Koordination von Terminen und Mitarbeitern. Unter Berücksichtigung der vielen Auflagen und Handlungsempfehlungen von Behörden und den Berufsverbänden bezüglich der Covid-19-Lage, werden dann die Kundentermine abgearbeitet. Wir haben als Handwerker täglich persönlichen Kontakt zu vielen Menschen und gehen sensibel mit den Sorgen unserer Kunden um. So ist es selbstverständlich, dass Hygienemaßnahmen eingehalten werden, um für bestmöglichen Schutz zu sorgen. Und so vergeht kein Kundenkontakt, ohne dass das Wort Corona fällt und thematisiert wird.

Eine bereits betagte Kundin berichtete mir, dass zu Beginn des Kontaktverbotes ihre benötigten Lebensmittel per Paketdienst von ihrer Tochter aus Süddeutschland zugesandt wurden. Die Belastung durch das Kontaktverbot ist bei vielen Menschen spürbar. Umso mehr freuen sich besonders ältere Kunden über ein kurzes Gespräch mit dem Glücksbringer.

Bleiben Sie gesund.

Stefan Bömler, Schornsteinfegermeister

22. April 2020: Menschliches Miteinander

Ein neuer Tag beginnt. Ohne Frühstück direkt ins Büro. Eigentlich wie immer. Doch dann auf der Straße wird es mir schon bewusster. Es ist stiller, viel weniger Verkehr und als ob die Menschen langsamer fahren. Ruhiger, bewusster. Gott sei Dank darf ich ins Büro fahren. Kein Homeoffice, keine Kurzarbeit, Arbeit genug. Dennoch entschleunigt. Es scheint, als ob sich die Menschen wieder mehr auf das Wesentliche berufen. Die Aufgaben werden ruhig angesprochen und gelöst. Selbst bei Schwierigkeiten kein Druck, hektische Gespräche sind von gestern. Irgendwie kann ich auch Gutes aus dem Ganzen entnehmen. Es ist mehr Freundlichkeit, es nehmen sich alle mehr Zeit für Gespräche und das Leben fließt langsamer.

Seit Montag wird mir bewusst, dass der Verkehr mobiler wird und auch die Gesellschaft lebendiger. Es ist sehr gut, wieder Stück für Stück zurück zu kommen. Vielleicht jedoch nicht dorthin, wo wir waren. Sondern zu einem Neuen, menschlicherem Miteinander ohne Druck und Stress, mit viel Freude, arbeiten zu können und die Wirtschaft wieder in Bewegung zu setzen.

Auch heute sitze ich jetzt in meinem Büro, alle Mitarbeiter sind da und arbeiten. Es finden gleich Termine statt, Baubesprechungen, Absprachen. Natürlich mit Mindestabstand und allen erforderlichen Maßnahmen. Es ist gut, dass alle Beteiligten das Vertrauen haben und daran teilnehmen.

Die erforderliche Distanz in dieser Situation ist natürlich gewöhnungsbedürftig und die Nähe, die uns im Alltag stärkt, fehlt. Alleine schon das Begrüßen oder auch der Vertragsabschluss mit Handschlag ist in unserer Gesellschaft ein besonderes Bedürfnis, es ist ein Sympathieaustausch. Es ist sehr befremdlich, hiervon Abstand zu nehmen.

Vieles, was selbstverständlich war, ist mir nun sehr bewusst und wir alle müssen viel achtsamer sein. So werde ich mit den neuen Gegebenheiten weiterhin versuchen, für meine Mitarbeiter Arbeit zu beschaffen und zur wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen und vielleicht auf andere Art und Weise, vielleicht durch ein Lächeln, durch Zuhören, durch freundliche Worte Menschlichkeit, Sympathie, Wohlwollen auszudrücken.

Jochen Kleemann, Architekt M4

21. April 2020: Veränderungen

Ich bin jemand, die sich mit Veränderungen schwer tut.
Am liebsten hätte ich doch immer alles beim Alten. Ich weiß natürlich, dass es auf diese Weise keine Fortschritte geben kann. Leben heißt Wandlung. Darum bin ich eben auch froh, wenn nichts bleibt, wie es ist.
An den Veränderungen, die wir alle zur Zeit auf Grund der Corona-Pandemie erleben, kommt niemand vorbei. Und sie beschäftigen uns sehr.

Ich denke in diesen Tagen aber besonders an die Veränderungen, die sich auf dem alten Bauernhof ereignen, auf dem ich groß geworden bin, und die gar nichts mit Corona zu tun haben. Die alte Scheune wurde abgerissen, damit ein Wohnhaus an ihre Stelle gebaut werden kann. Für die nächste Generation. Ich bin froh über meine Kindheitserinnerungen. Und ich bin gespannt, wie der Hof nach seiner Verwandlung aussehen wird. Ich freue mich, wenn neue Kinder auf dem Hof spielen und dort ein Zuhause finden. Und ich wünsche es ihnen sehr, dass es für sie so ein Zuhause werden mag, wie der alte Hof für mich gewesen ist.

Irene Gierke, Pfarrerin in Uedem und Weeze (Region West)

20. April 2020: Kindermund

"Es sind gerade nicht so viele hier wegen Corona. Das finde ich blöd, weil die alten Freunde nicht da sind. Gut finde ich aber, dass ich hier freie Bahn habe zum Rennen. Dass die Matschanlage an ist, ist toll. Obwohl noch nicht mal Sommer ist."
"Jetzt können wir immer in die Turnhalle."
"Noch siebenmal Schlafen dann gehe ich wieder in meine eigene Gruppe in Sonnengelb. Damit uns nicht langweilig wird, dürfen wir in den Kindergarten."
"Der Virus ist da, der ist durchsichtig und überall. Es dürfen nur wenige in den Kindergarten."
"Mit Schaum ein Auto machen war super. Ich mag gerne Spiele wie Memory und Bauen und Basteln."
"Es gibt jeden Tag Schoko."
"Alle Gruppen sind geschlossen. Nur eine ist offen. Das Mittagessen dürfen wir uns jeden Tag aussuchen. Ich möchte heute Nudeln mit Wasser und Tomatensoße oder Pizza."

Kita-Kinder der Notbetreuung

19. April 2020: Ob der Anzug passt?

Am Sonntag Quasimodogeniti („Wie die Neugeborenen“) finden in zahlreichen evangelischen Gemeinden Konfirmationen statt. Diese alte Tradition am ersten Sonntag nach Ostern hat seit der Urkirche etwas mit der Mündigkeit im Glauben zu tun, genau wie die Konfirmation. Die Konfirmationen in unserer Gemeinde hätten am 25. und 26. April stattfinden sollen, wenn nicht der Corona-Virus alles verändert hätte.

Wie wäre es mir als Konfirmand damals gegangen, wenn meine Konfirmation um ein Jahr aufgeschoben worden wäre? Meine Eltern hatten das Fest lange vorbereitet, der neue Anzug für mich war gekauft und – wenn auch mit gemischten Gefühlen- wäre ich enttäuscht gewesen. Keine Feier, keine Geschenke, kein Austausch mit den anderen Jugendlichen, alles erst ein Jahr später. „Ob der Anzug dann noch passt?“, hätte meine Eltern sicherlich auch bewegt.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es Situationen gegeben hat, in denen eine Konfirmation um ein Jahr aufgeschoben werden musste. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden und auch die Eltern tun mir leid. Ich freue mich aber darüber, dass es, anders als zu den Zeiten meiner Konfirmation, heute Medien wie die Internetseite unserer Gemeinde gibt, mit denen wir auch - ohne Verletzung des Abstandgebotes - miteinander in Kontakt bleiben können.

Ulli Manz, ehemaliger Presbyter

18. April 2020: Maximal entschleunigt

Am heutigen Samstag wird unsere Tochter 8 Jahre alt. Wir werden wie immer an den Familiengeburtstagen „leise“ mit Geburtstagskuchen inclusive Kerzen in ihr Zimmer schleichen. Dort singen wir dann unser Geburtstagslied, gratulieren und überreichen das erste Geschenk. So weit so gut. Ab dann verläuft der Tag aber doch anders als gedacht und von unserer Tochter gewünscht. Aus der geplanten Kindergeburtstagsparty wird ein Familien-Corona-Geburtstag werden. Andere Zeiten eben.

Hinter mir liegen zwei Wochen Osterferien, die sich diesmal so ganz anders gestaltet haben. Der geplante Urlaub in Holland an der See musste abgesagt werden. Damit entfiel das Meeresrauschen, aber auch die Packerei für eine fünfköpfige Familie. Obwohl ich meinen Mann arbeitstechnisch in den letzten Wochen nicht viel gesehen habe, bin ich dankbar für viele Kleinigkeiten: das gute Wetter, der große Garten und die Kinder. Letztere haben sich gegenseitig und spielen sich (wenn nicht gerade noch Schulsachen zu erledigen sind) durch den Tag, durch Haus und Garten.  Der Sandkasten wird zum Universum – zumindest bis zum nächsten Geschwisterstreit….

Wir sind behütet. Unser Familienalltag ist maximal entschleunigt. Nicht alles ist vereinfacht und wird es auch in den nächsten Wochen mit einer Fortsetzung von Homeschooling sein. Ich wünsche mir, dass trotz der Einschränkungen viel Gutes aus dieser Zeit entsteht.

Barbara Moll, Rasselbande-Team

17. April 2020: Diakonie - trotz Abstand nah bei den Menschen

Mein Arbeitstag begann heute recht entspannt, zumindest deutlich entspannter, als in den vergangenen vier Wochen. Für heute war kein Krisenstab geplant, der beinahe täglich zusammenkommt, um alle anstehenden Fragen für die Diakonie zu regeln: Gibt es COVID-19 Verdachtsfälle, positiv getestete Mitarbeitende oder Kunden/Klienten oder ist jemand in Quarantäne? Ist genügend Schutzausrüstung vorhanden? Gibt es neue Verordnungen, die zu beachten sind? Was ist in den einzelnen Fachbereichen akut zu regeln? Sind die einzelnen Mitarbeitenden noch ausgelastet oder überlastet? Was ist mit Kurzarbeit? Welche Gelder aus den diversen Rettungsprogrammen können für die Diakonie, aber auch für unsere Klienten beantragt werden? Welche neuen Vorgaben des Robert-Koch-institutes sind zu beachten?

Heute sollte endlich mal Zeit sein für ein großes Dankeschön-Schreiben an alle helfenden Hände, die uns ehrenamtlich unterstützt haben, die Herausforderungen der Corona-Pandemie zu meistern. Fast 30 Personen haben für uns Stoffmasken genäht. Viele haben uns kochfeste Stoffe, Drähte und Bänder gespendet. Einige haben uns aus ihren Beständen Desinfektionsmittel oder FFP-2 Masken überlassen. Diese Unterstützung war für uns sehr ermutigend und eine großartige Geste.

Rd. 2.000 Stoffmasken wurden inzwischen für uns genäht - ehrenamtlich. Da wir die Masken in der Ambulanten Pflege aufgrund der geltenden Hygienestandards nach jedem Pflegeeinsatz wechseln müssen, benötigen wir pro Tag rd. 250 Masken und an Wochenenden 750 Masken. Über das Osterwochenende haben wir sogar 1.500 Masken an die Pflegefachkräfte ausgegeben. Die gebrauchten Masken werden von Tagespflege-Mitarbeiterinnen fachgerecht gewaschen. Wir konnten sogar auch alle anderen Mitarbeitenden, Pflegebedürftige und Klienten mit Stoffmasken versorgen, was den Gesundheitsschutz bei Pflegeeinsätzen und bei persönlichen Kontakten in der Beratung deutlich erhöht.

Ein Drogeriemarkt hat uns Zahnbürsten, Zahnpasta, Deos, Hygienetücher und dergleichen gespendet, die wir Menschen zur Verfügung stellen konnten, die wohnungs- oder obdachlos sind. Diese haben aufgrund ihrer besonderen Lebenssituation kaum eine Chance, die für uns alle gültigen Hygienemaßnahmen durchzuführen, wie beispielsweise das regelmäßige Händewaschen.

Kaum war dieser Dank-Brief geschrieben, war es mit dem ruhigen Arbeitstag vorbei. E-Mails gingen im Sekundentakt ein – kein gutes Zeichen. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hatte soeben eine neue Verordnung herausgegeben. Die Coronabetreuungsverordnung regelt auch, dass die Tagespflegen bis zum 3. Mai weiterhin geschlossen bleiben. Aber es gibt neue Ausnahmeregelungen. Also musste der Krisenstab heute doch noch tagen, diesmal in kleiner Besetzung, um die neue Verordnung zu bewerten und ein Schreiben an alle Tagespflege-Gäste zu verfassen, das heute noch in die Post musste.

Alles andere, was ich heute auch noch in Ruhe bearbeiten wollte, musste liegenbleiben, wie so oft in den letzten Wochen. An Normalität ist nicht zu denken – vorerst jedenfalls nicht. Den Betriebsausflug im August haben wir schon mal vorsichtshalber abgesagt. Dabei würde ich ihn allen Mitarbeitenden so sehr wünschen. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich in beeindruckender Weise auf alle Änderungen und Maßnahmen eingelassen, die für den Bereich der Diakonie umgesetzt werden mussten und tragen diese mit. Das ist nicht selbstverständlich. Mit großem Engagement sind wir auch in diesen Tagen für die Menschen da, die uns als Pflegedienst oder als verlässlichen Ansprechpartner in der Begleitung und Beratung erwarten. Trotz aller Abstandsregeln sind und bleiben wir nah bei den Menschen. Gott sei Dank!

Ich wünsche Ihnen alles Gute, Zuversicht und viel Gesundheit.

Joachim Wolff, Diakoniepfarrer und Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve

16. April 2020: Wir warten

Seit die Schule am 16. März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen wurde, ist für mich eine Zeit des Wartens angebrochen. Zu Beginn war es ein Warten auf die Anweisungen der Bezirksregierung, wie die Zeit der Schulschließung zu behandeln ist. Welche organisatorischen Dinge gibt es zu erledigen, was muss alles gemacht werden? Welche Kinder dürfen die Notbetreuung nutzen und welche Lehrerinnen sind zuständig?

Nachdem in den ersten Tagen noch persönliche Kontakte auf Abstand möglich waren durch Besprechungen oder mit Eltern, die Schulmaterial für ihre Kinder abholten, wurde durch das Kontaktverbot die Schule immer menschenleerer. Jetzt war es angesagt, alle Absprachen auf digitalem Wege zu organisieren. Die nächste Phase des Wartens schloss sich an: auf Lernaufgaben der Lehrerinnen an ihre Schüler und Schülerinnen, die versendet werden sollten. Warten auf Antworten der Eltern, wie ihre Kinder in der neuen, fremden Situation zurechtkommen. Warten auf Infos welche digitalen Medien erlaubt und nutzbar sind. Und immer wieder warten auf neue Anweisungen, wie weiter vorzugehen ist. Heute, am 16. April, einen Monat nach der Schulschließung, warte ich auf Informationen, wie die Wieder-Öffnung der Schule organisiert werden wird.

Vielleicht ist es das, was uns diese weltweite Krise lehrt. Wir müssen Geduld haben und lernen abzuwarten. Nicht wir bestimmen den für uns selbstverständlichen Ablauf des Alltags und entscheiden, was geschieht und was zu tun ist, sondern wir warten ab. Wir müssen Entscheidungen akzeptieren, die das Allgemeinwohl über die persönlichen Befindlichkeiten stellen. Aber auch, wenn wir uns in dieser abwartenden Position fremd und hilflos fühlen, ist es ein gutes Gefühl zu sehen, dass es weiter geht, das es läuft. Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, etwas von dem Gefühl des Abwarten-Könnens, des Geduld-Habens mitzunehmen in die Zeit nach der Krise, um davon zu profitieren.

Annette Verhoeven-Vüllings, Schulleiterin, Niers-Kendel-Schule

15. April 2020: Meine Reise ins Ich

Wir alle, egal ob jung oder alt, ob stark oder schwach, wir alle sitzen im gleichen Boot im Kampf gegen das Coronavirus. Doch was genau heißt das für uns persönlich, für unsere Umgebung und Familie? Die Ostertage habe ich zusammen mit meiner Mutter zuhause verbracht. Es war nicht leicht, ein Ostern ohne seine Liebsten zu verbringen, doch so geht es vielen zurzeit. Da bin ich nicht der Einzige.  Und genau dieser Gedanke ist das, was uns ausmacht. Wir, liebe Gemeinde, denken an unsere Nächsten, wir schützen unsere Nächsten und tun alles Mögliche, um diese Krise zusammen zu überwinden.

In den mittlerweile vierten Wochen, die ich Zuhause verbringe, hat sich meine Lebensweise verändert. Sich mit Kollegen zu treffen, ist nicht mehr möglich, auch meinen Hobbys nach zu gehen, ist nicht möglich. Dies sind dennoch Dinge, die für mich verzichtbar sind, um das Wohl der Allgemeinheit und mein eigenes und das meiner Familie zu schützen. Denn nur wenn wir ein Team bilden, sind wir stark. Da ich Schüler des diesjährigen Fachabiturjahrgangs bin, habe ich genug Zeit zum Lernen. Doch ist es schade, da man seine erlernten Kenntnisse nicht sofort in die Prüfung tragen kann. Da ich ein naturliebender Mensch bin, verbringe ich sehr viel Zeit mit Spaziergängen im Wald, um auch der häuslichen Enge zu entkommen und ein bisschen frische Luft und Energie zu tanken. Das tut mir gut, und ich sehe unterwegs viele Menschen, die dies genauso genießen wie ich. Auch halte ich gerne Videoanrufe mit Familie und Freunden, um mich austauschen zu können und um ein wenig Spaß zu haben in dieser schwierigen Zeit.

Ich wünsche Ihnen allen viel Gesundheit und Variation in ihrem Alltag. Werden Sie erfinderisch und seinen Sie mit Herz für ihre Mitmenschen da.

Robin Jüde, Helferkreis

14. April 2020: Miteinander lachen!

Die Ostertage sind vorüber und wir alle haben diese sicherlich anders verbracht als in den vergangenen Jahren. Wir haben unsere betagten Eltern oder Großeltern nicht besuchen dürfen, den Kindern und Enkeln nicht bei der Ostereisuche beobachten können und wir durften keine Ostermesse besuchen. Vieles das einem erst dadurch fehlt, das man es nicht mehr machen kann. So vieles was man für selbstverständlich gehalten hat.

Nach 30 Jahren in der Buchhandlung am Markt ist es auch hier so, dass einem das tägliche Miteinander mit den Kollegen und vor allem den Kunden fehlt. Die letzten Wochen haben mir gezeigt, was für eine breite Unterstützung wir von den Gocher Kunden erhalten. Dafür bin ich sehr dankbar! Täglich trudeln Bestellungen über die verschiedenste Wege ein, werden Anrufe und Beratungen per Telefon getätigt. Und es wird, wie immer bei uns, auch gerne gelacht. Denn zur Zeit ist gerade das Miteinander, das nette Gespräche, das gemeinsame Lachen das Wichtigste.

Mein Lieblingsmotto: Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat. Ich schenke euch ein Lächeln für den Tag!

Annette Hagen, Buchhändlerin

13. April 2020: Corona - Was macht das mit uns?

Ich habe in der Karwoche endlich wieder in der Kita gearbeitet und dieses Stückchen Normalität sehr genossen! Natürlich war alles ganz anders als sonst, aber mit den Kindern zu spielen und einige Kollegen (mit Abstand) zu sehen, tat einfach gut!

Seitdem die Kindertagesstätte am 16.03. ihre Türen schließen musste, haben sich die Erzieher in der Kinderbetreuung abgewechselt und viele Arbeiten im Home Office erledigen können. Ich hatte das große Glück, eine meiner Lieblingsarbeiten mit nach Hause nehmen zu können: Die Portfolioseiten konnten endlich überarbeitet und sortiert werden! (Dort halten wir für/mit den Kindern das fest, was sie in der Kita erlebt oder gerade gelernt haben.) So blieb mir nicht viel Zeit zum Grübeln…

Denn man hat ja schon einiges zu verarbeiten, wenn man die Bilder im Fernsehen sieht. Wie gehen wir mit unseren Ängsten um? Was wird mit unserer Familie und den Freunden? Wie sinnvoll sind die einzelnen Maßnahmen und wie soll das alles weiter gehen? Und natürlich fehlen uns allen unsere Familie, die Freunde und uns Erziehern eben auch die Kinder… Bei allem Verständnis für die nötigen Maßnahmen, hat doch jeder seine persönlichen Sorgen und Enttäuschungen. Corona verändert unser Leben und vieles wird uns leider auch noch einige Zeit beschäftigen.

Jeder reagiert anders, wenn es schwierig wird. Ich versuche grübelnde Gedanken wie es sein wird, wenn meine Liebsten erkranken, zu unterbinden. Denn das hilft kein bisschen und nimmt nur die Lebensfreude. Lieber darüber nachdenken, was es jetzt zu tun gibt, und wem man eine Freude machen kann. Noch sind in meiner Nähe alle gesund und ich bin wirklich dankbar dafür. Auch für den Sonnenschein, denn hier am Niederrhein können wir (mit Abstand) laufen, Fahrrad fahren und die Natur genießen. Ich finde es sehr traurig, Ostern ohne Familie zu feiern. Aber ich hoffe, dass wir alle einen Weg finden, um genau das zu tun. Ich wünsche uns viel Kraft und weiterhin so viele tolle Ideen, die uns auf einer anderen Art Gemeinschaft spüren lassen! „Frohe Ostern!“

Birgit Pullich, Lila Gruppe

12. April 2020:

Drei Wochen ohne Schule sind um. Eine Woche Ferien auch schon. Mit dem Lernen zu Hause hat es eigentlich ganz gut geklappt. Unsere Lehrerin Frau Wormland hat auf YouTube Videos reingestellt, mit denen wir dann zum Beispiel Mathe lernen konnten. Das war gut.

Sonst spiele ich im Moment viel mit meinem kleinen Bruder Maximilian. Der ist zwei Jahre, das ist nicht immer so einfach. Wir sind bei dem schönen Wetter viel im Garten oder fahren mit dem Rad. Dreimal in der Woche gehe ich auch zu meinem Pflegepferd Nora. Darauf freue ich mich immer besonders.

Eigentlich wären wir jetzt in den Ferien in Holland. Schade dass es dieses Jahr nicht klappt. Dafür machen Mama, Papa, Max und ich uns jetzt hier zu Hause schöne Ostertage.

Ich hoffe, dass die Schule dann bald wieder losgeht.

Alexa Koch, Konfi 3-Kind

11. April 2020: Grüße von Leipzig nach Goch

Eigentlich wollten mein Mann und ich zu Ostern in Goch sein. Wir wollten uns mit den Geschwistern und ihren Familien treffen, wollten am Ostermorgen bei der Andacht auf dem Friedhof dabei sein, da wo unsere Eltern beerdigt sind, und den sonnigen Frühling am Niederrhein genießen. Und auch mal einen Blick auf die Gemeindehaus-Baustelle werfen ...
Eigentlich wollten wir das. Aber über fünfhundert Kilometer quer durch Deutschland zu fahren, von Leipzig nach Goch, das ist im Moment nun mal keine so gute Idee.

Früh am Ostersonntag werden uns also wohl die Glocken der benachbarten Nikolaikirche mit ihrem Festgeläut wecken. Vielleicht trompetet jemand vom Kirchturm „Christ ist erstanden“, so wie in den letzten Tagen oft Passionschoräle zu hören waren. Die vielen kreativen Ideen, die die Kirchen in dieser Zeit haben, beeindrucken mich. Viele Kirchen habe ich in letzter Zeit durch Videogottesdienste kennen gelernt. Ein Gottesdienst zum Osterfest kommt aus unserer Evangelisch Reformierten Kirche zu Leipzig - den wollen wir morgen hier zuhause miterleben.

Die Bedeutung von Ostern als Hoffnung auf neues Leben nach Leid und Tod wird vielen in diesem Jahr wohl besonders deutlich.

Unser Alltag war in den letzten Wochen geprägt vom Home Office. In meinem Beruf als Radioredakteurin funktioniert das manchmal holperig - allerdings doch besser, als ich anfangs erwartet hatte. Und doch hoffe ich, bald wieder mit der guten Technik im Sender arbeiten zu können und die Kolleg*innen persönlich zu treffen - zumindest zeitweise.
Statt Innenstadt-Bummel auf dem Feierabend-Heimweg gehe ich nun oft ausführlich und genieße das sonnige Frühlingswetter.

Wir sind gesund und haben keine Existenzsorgen. Unter den bunten Eiern am Osterstrauß sind auch einige Familienerbstücke aus Goch. Und gebacken habe ich heute auch.

Das Angebot, dass ich auf diesem Weg doch ein bisschen zu Ostern in Goch sein kann, hat mich ganz besonders gefreut. Ich schicke also herzliche Ostergrüße von Ost nach West - Bleiben Sie gesund und behütet; ich freue mich auf ein Wiedersehen in Goch!

Friederike Ursprung (geb. Schlimm), Leipzig

10. April 2020: Persönlicher Karfreitag

Karfreitag – für mich der dunkelste und bedrückendste Tag im Kirchenjahr. Eine Konfrontation mit Leid und Tod, da wird mir jedes Jahr mulmig im Bauch.

Eigentlich wären meine Frau und ich jetzt auf Korsika – stattdessen setzen wir uns auf die Fahrräder und starten eine Tour rund um Goch. Unterwegs machen wir 14mal Halt und beten den diesjährigen MISEREOR Kreuzweg. Die Texte und Bilder dazu haben Frauen aus Hillesheim sehr persönlich gestaltet. Auf dem Friedhof, an Wegekreuzen oder auf Sitzbänken entlang unseres Weges kommen wir zur Ruhe und meditieren über Jesu Leidensweg und den Bezug zu uns heute.

Mir kommen Bilder in den Sinn: vor zwei Wochen war ich auch auf dem Gocher Friedhof. Einer meiner besten Freunde, mein Jahrgang, war verstorben – unvermittelt aus dem Leben gerissen worden. Wir stehen zu viert am Grab seiner Schwiegereltern. Zu dem Zeitpunkt trägt 500 Kilometer weiter im Süden seine Frau die Urne zum Grab. Auch dort sind nicht mehr Menschen anwesend. Wir stehen schweigend und mit Abstand zueinander vor dem selbst gebastelten Kreuz und der angezündeten Kerze. Es strömen keine Worte, es fließen nur Tränen. Wir beten gemeinsam das „Vaterunser“ – es gibt mir ein Stück Halt.

Jeder von uns wird seinen persönlichen Karfreitag erleiden; ich hänge am Leben, bin ein froher Mensch. Aber heute kommen Fragen: Wie wird mein Tod sein – brutal oder sanft? Wann wird es passieren - morgen schon oder erst in 20 Jahren?

Die strahlende Sonne und die aufblühende Natur unterwegs auf unserer Radtour fangen meine angstvollen Gedanken ein Stück auf. GOTT hat die Geschichte mit seinem Sohn nicht am Karfreitag beendet, er hat sie fortgeschrieben und er wird sie mit uns Menschen genauso fortschreiben. Welch eine Botschaft!

Nach dreieinhalb Stunden kommen wir wieder zuhause an – ein einfaches Essen stärkt uns und wir lassen die Ruhe im Garten auf uns wirken. Jetzt neigt sich der Tag dem Ende zu; ein tröstlicher Gedanke, dass es ein nächstes „Morgen“ gibt.

Danke, dass ich meine Gedanken mit Ihnen und Euch teilen durfte. Gute Gesundheit und ein sinnerfülltes frohmachendes Osterfest!

Reiner Weidemann, St. Arnold Janssen Gemeinde

9. April 2020: Ostern kann kommen

Die vierte Woche Corona neigt sich dem Ende zu. Unglaublich wie schnell Menschen sich an extreme Dinge gewöhnen können. Als ich heute Morgen zur Kita fuhr, hörte ich im Radio: „Entwarnung! Ostern fällt nicht aus.“ Ich merke, dass ich so einen Spruch noch nicht mal ein klitzekleines bisschen witzig finde.

In der Kindertagesstätte ist es ruhig. Sehr ruhig! Trotzdem hat es überhaupt nichts Beängstigendes. Die drei Kinder, die heute betreut werden, fühlen sich als Könige der Kita und das ist gut so. Hin und wieder klingelt das Telefon. Eltern rufen an, um sich für ein Osterpräsent zu bedanken oder für einen Geburtstagsgruß, den die Kollegen bei den Kindern in den Briefkasten geworfen haben. Ich glaube, das hat sich wirklich geändert. Was vor vier bis fünf Wochen noch eine Selbstverständlichkeit war, wird jetzt als große Wertschätzung empfunden. Das ist schön.

Der Schreibtisch ist abgearbeitet, ich verabschiede mich von den Kollegen, die die Notbetreuung machen und wünsche Ihnen gesegnete Ostertage. Dann schnappe ich mir den Hund und mache mich auf den Weg in den Wald. Und auch hier ist vieles anders als vor vier Wochen. Es sind viele Familien im Wald unterwegs, entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad und sie haben sichtlich Spaß. Eine Kollegin sagte heute: auch wenn diese Zeit ganz schön anstrengend ist, wir als Familie sind richtig eng zusammengerückt.

Na dann, Ostern kann kommen. Bleiben Sie gesund.

Esther Müller, Kindertagesstättenleitung

8. April 2020: Corona-Zeit

Tag 24 Corona Zeit. Irgendwie habe ich mich so langsam an die neue Zeitrechnung gewöhnt. Gut, Home-Office war für mich sowieso schon seit einigen Jahren geübte Praxis. Aber in dem Maße wie jetzt? Das ist schon anders. Langsam verschwimmen die Tage. Ist heute Sonntag? Oder schon Montag? Nein Mittwoch! Montag haben wir uns in kleiner Runde im Büro getroffen. Akten mussten ausgetauscht werden. Endlich wieder mal einen Kaffee gemeinsam trinken.  Aber es war anders als sonst. Die Tische waren auseinandergerückt. Große Lücken klafften am Konferenztisch. Die Stimmung war gedrückt, der eine oder andere Scherz klang gezwungen und aufgesetzt. Aus Höflichkeit haben alle gelacht. Nach zwei Stunden ist die Luft raus. Akten werden eingepackt und es geht wieder nach Hause. Bis morgen zur täglichen Telefonkonferenz!

Zu Hause wartet dann schon die Familie. Studenten die nicht zur Uni dürfen. Das Wohnzimmer ist zum Sammel-Home-Office mutiert. Das Internet ist wieder mal extrem langsam. Sind denn wieder alle gleichzeitig online? Ach so: Online-Vorlesungen!

Aber wir halten durch! Die Welt wird nach Corona eine andere sein. Vielleicht eine bessere? Hoffen wir darauf. Bitte bleiben Sie gesund #stayathome.

Uwe Fischer, Gemeindebrief

7. April 2020: Kreativ sein

Jeder Tag gleicht mittlerweile dem anderen. Um 9 Uhr gibt es Frühstück, die  Aufgaben für die Schule fallen weg, da Ferien sind. In der Zeit kann ich mich nun meinem neuen Buch widmen. Dann ist es fast shon Zeit fürs Mittagessen, da man beim Lesen wunderbar die Zeit vergessen kann.

Jetzt da das Wetter so gut ist sind wir viel draußen. Auch mein Modellschiff nimmt langsam Gestalt an. Heute bekamen wir mal wieder einen Anruf vom Jugendamt, ob wir ein Kind aufnehmen könnten. Ich hoffe, das lenkt uns ein wenig von der ganzen Situation ab, da es mittlerweile schon die ein oder andere Streitigkeit zwischen uns Geschwistern gegeben hat.

Ich hoffe die Situation wird bald soweit entschärft sein, dass man Familie und Freunde wieder sehen kann. Lasst euch nicht entmutigen, denn aus allem schlechten kann etwas gutes machen. Man muss nur kreativ sein. Viele Grüße und schöne Ostern. 

Elise van Maasakker, Helferkreis

6. April 2020: Gläubige Zuversicht

Vieles (Alles) ist abgesagt. So auch unser montäglicher Seniorentreff im Haus der Diakonie in der Brückenstraße. Beim letzten Bingo-Nachmittag Anfang März haben wir uns optimistisch verabschiedet: "Bis nächste Woche." Und dann kommt die Absage zu unserem gesundheitlichen Schutz. Ganz wichtig und richtig!

Es ist traurig, dass gerade in dieser Isolationszeit unsere eingeschworene Gemeinschaft sich nicht treffen kann; kein Schwätzchen, kein Kaffee, kein Singen. Aber wir denken aneinander, telefonieren mal, winken uns zu oder schreiben liebe Grüße.

In diesen Wochen denke ich oft an einen Spruch, den ich in einer Hütte nach einer anstrengenden Bergtour gelesen habe: Nicht Verzagtheit, sondern gläubige Zuversicht ist das Gebot der Stunde.

Er macht Mut, und zuversichtlich freue ich mich auf ein Wiedersehen mit unserer geliebten Seniorentreffgruppe.

Regine Diedenhofen, Seniorentreff-Team

5. April 2020: Ein nicht ganz normaler Palmsonntag in "corona-Zeiten"

Liebe Mitmenschen hier auf dem "Blog in besonderen Zeiten"! 

Besonders war schon allein die Segnung der Buchszweige bereits am Samstag zuvor. Schon gsterm hatte ich gemeinsam mit meinen Kollegen in den jeweils einzelnen Ortschaften unseres Gocher Landes das besondere Grün für den heutigen Sonntag gesegnet, "unter Ausschluss der Öffentlichkeit, versteht sich". Doch im Erleben hatte auch die kleine, aber intensive Feier mit der jeweiligen Küsterin des Ortes etwas Spezielles, spirituell Dichtes. Alle unsere im Sakristanen-Dienst Tätigen gehen selbst sehr bewusst mit auf dem Weg durch das Kirchenjahr und geben auch persönlich viel Herzblut, Engagement und Gefühl in die dazugehörenden Zeichen und Symbole.

In unseren Gemeinden ist der Buchszweig des heutigen Palmsonntags sehr gut angenommen. Er steht für das im Osterkreuz zum Sieges-Baum gewandelte Gehölz des ersten Paradieses und verkörpert mit seinem Segen den Zugang zu dem neuen Garten Eden in der unverbrüchlichen Menschentreue Jesus Christi.

In diesem Jahr haben unsere Sakristane die besonders geschmückten Palmstöcke der Kinder sogar in eine Art "Pension" genommen. Gestern Morgen zur Kirche gebracht, gestern Mittag gesegnet und heute Vormittag bzw. noch gestern Abend wieder in Empfang genommen. So galt bei der kleinen intimen Segnungsfeier eine besondere Verbundenheit unseren Kommunionkindern, die mit dem Palmstock-Basteln und Schmücken die letzte "heiße" Phase ihrer Erstkommunion-Vorbereitung beginnen. Das Fest ist für sie und ihre Angehörigen leider erst einmal in Ferne gerückt, die vielen kleinen Blättchen am Buchszweig sollen ihnen aber Zeichen sein für das viele Schöne und Gute, das auch jetzt in ihrem Leben geschieht. Nicht wenige der Kinder nehmen einen Teilzweig mit in ihr Zimmer oder stecken ihn sogar in den Rasen oder Gartenboden ihres Zuhauses: Gottes Liebe in der Schöpfung und Natur, auch im Umgang mit dem Frühjahr und den Tieren entdecken!

Und das habe ich ebenso heute reichlich tun und erleben dürfen. Ich konnte ohne Grenzüberquerungs-Probleme in den gleichfalls sonnigen, hier so nahen Niederlanden den Palmsonntags-Frühlilngsnachmittag genießen.

Ihnen/uns allen von Herzen etwas von den vielen kleinen guten Zeichen, wie am Buchszweig und vor allem die immergrüne Präsenz der Liebe Gottes gerade auch jetzt in besonderen Zeichen!

Take care - wörtlich etwa: "nehme in Liebe Dich und alles Leben wichtig !" (carus - lieb).

Ihr geistlicher "Nachbarpfarrer" H.-Norbert Hürter, Kessel

 4. April 2020 - Ein ganz normaler Tagesablauf zu Coronazeiten

Ja, Corona spielt inzwischen in unserem Planen und Denken eine große Rolle. Anfangs wurde auch von uns die Situation nicht ganz so ernst genommen. Das hat sich allerdings auch durch die intensive Berichterstattung gründlich geändert. An unserem normalen Tagesablauf hat sich dadurch schon Einiges verändert. Wir radeln und wandern zwar immer noch durch unsere schöne Gegend. Wir vermeiden aber jede Ansammlung von Menschen und gegrüßt wird nur von Weitem mit "Hallo". Ich glaube, wir genießen die schönen Dinge wie Natur, Freiheit, Frieden und Freundlichkeit sogar noch etwas bewußter.

Etwas Unbehagen haben wir allerdings beim Einkaufen. Dort ist doch irgendwie der Abstand zu anderen Menschen nicht immer nach Vorschrift einzuhalten. Wir vermissen auch die Zusammenkünfte unserer Familie, die schönen und liebevoll organisierten Montagstreffs, den Sonntagsgottesdienst, die Urlaubsplaung ... Ansonsten verbringen wir unsere Abende nach getaner Hausarbeit mit Karten- und Steinchen-Spilelen, mit Lesen und Fernsehen, aber leider immer nur zu zweit. 

Wirklich schlechte Zeiten mit Angst, Hunger und noch viel Schlimmerem haben wir überstanden. Das sitzt noch tief in unserer Erinnerung. Für die Menschen, die durch ihren Einsatz uns ein doch noch fast normales Leben ermöglichen, fühlen wir eine dankbare Hochachtung. Mit der Hoffnung, dass alle Menschen bald wieder gesund werden grüßen wir alle.

Klaus Hamacher, Seniorentreff

3. April 2020 - Nur der Bau geht weiter

Es ist still geworden in der Gocher Innenstadt. Nur das Hämmern der Bauarbeiter rechts von der Maria-Magdalena Kirche und links von meinem Wohnort an unserer evangelischen Kirche ist zu hören. Wer hätte es gedacht, dass mal das, was in unserem schnelllebigen Alltag zu viel an Geräusch ist, auf einmal gut tun kann. Dieses bekannte Geräusch, Menschen arbeiten und haben ein Ziel vor Augen - das Gemeindehaus M4. Rechts der Dachstuhl, links der Keller. Und sogar ein Ziel, was wir alle mit diesen dafür arbeitenden Menschen teilen.

Das ist irgendwie beruhigend. Es wird weiter gehen. Es wird wieder schön werden. In diesem Sinne wünsche ich allen, dass sie gesund bleiben mögen und im Vertrauen bleiben.

Gabi Schreuder, ehemalige Presbyterin

2. April 2020 - Landwirtschaft mit Leidenschaft

Guten Tag, gern berichte ich in dieser schwierigen Zeit über das Leben auf unserem Ackerbaubetrieb. Heute werden Pflanzkartoffeln geliefert. Ab Dienstag pflanzen wir diese nach dem voraussichtlich sehr schönen Wochenende in den warmen Boden.  Bei „Gutem Wetter“ und guter Pflege können wir Ende September eine gute Ernte einfahren und einlagern. Irgendwann im Frühjahr 2021 liefern wir diese nach und nach in die Verarbeitung zu Pommes, Puffer & Püree.

Für morgen haben wir ein Feld für die Aussaat von Zuckerrüben „zurecht gemacht“. Bei „Gutem Wetter“ wird im Oktober daraus in der Zuckerfabrik in Appeldorn feiner Zucker. Übermorgen könnten wir Buschbohnen säen. Bleibt nur die Frage, ob wir das schaffen? Na gut, sonst eben nächste Woche. Hoffentlich trocknet der Boden nicht zu stark aus, dann müssen wir auf „Gutes Wetter“, in diesem Fall Regen hoffen.

Sonntag ist Ruhetag, sicher gibt es wieder einen, - wer hätte es für möglich gehalten -: „online Gottesdienst“. Nächste Woche wird der Raps blühen. Dann hat die Landschaft wieder viele gelbe Felder. Ca. 30 Bienenvölker unterstützen die Befruchtung und bringen den guten Kalbecker Rapshonig zum Imker. Den Raps ernten wir bei „Gutem Wetter“ bereits Ende Juli. Leckeren Honig gibt es zu Weihnachten.

Mit Leidenschaft für die Landwirtschaft sind wir froh, in dieser Zeit arbeiten zu dürfen. So gibt es jeden Tag wieder Mittel zum Leben, eben Lebensmittel. Wir wünschen Ihnen alles Gute bei dem was Sie tun oder zurzeit auch lassen.

Andreas Mesch und das Team des Gutsbetriebes Kalbeck

1. April 2020 - Es wäre… Es ist…

Es wäre möglich, um 4.30 Uhr in den Zug nach Mannheim zu steigen. Es wäre möglich in Mannheim den Anschluss zu schaffen. Es wäre möglich, ohne Französischkenntnisse in Paris mit der Metro von einem Bahnhof zu einem anderen zu fahren. Es wäre möglich, um 22.00 Uhr in Barcelona auf der Terrasse einen Cava zu öffnen und auf den 99. Geburtstag unserer Mutter anzustoßen… – Aber…

Es ist bestes Geburtstagswetter: Sonne pur. Leider nur 2 Grad in Berlin. Es ist möglich, früh mit der Sonne aufzustehen und in die Hasenheide zu gehen. Habe den Park fast für mich alleine. Hasen sehe ich keine, aber die Schwarzafrikaner. Sie warten schon auf Kundschaft für ihre bunten Pillen. Der Specht arbeitet an seiner neuen Wohnung. Vereinzelt schlendern Mütter/Väter mit kleinen Kindern über Wiesen und Wege. Die Ponies schauen sehnsüchtig (wie ich vermute) auf die wenigen Kinder, die am Zaun stehen. „Heute leider nicht“, kommt die stumme Antwort. Und überall kommt der Frühling. Zarte grüne Knospen, aus denen kleine Blätter herausschauen. Kleine gelbe Blüten, die wie Sterne aussehen. „Guten Morgen“, lacht mich der alte Mann aus ca. 2 Meter Entfernung vom anderen Wegesrand an.

Wann bin ich mit so viel Zeit und Aufmerksamkeit zuletzt durch den Park geschlendert? Es ist möglich! Und anschließend beim Bäcker vorbei. Hmmm, leckerer Apfelkuchen! Der Vormittag ist voll Programm. Muttis alter weißer Bettbezug wird in Mundschutze (richtiger Plural?) verwandelt. Die Zeit verfliegt. Die Gedanken wandern durch die Welt. Nachmittag: Kaffee trinken windgeschützt in der Sonne auf dem Balkon. Mit Apfelkuchen. „Heute wäre Oma 99!“ schallt es per WhatsApp in die Stille aus Amerika. „Erinnerst du dich noch an die leckeren Klößel von Mutti?“ fragt per Skype meine Schwester aus Spanien.

Es ist einiges möglich in dieser Zeit! Und Sabine, wenn du das liest, dann melde dich doch mal. Es wäre schön… Ich wünsche Ihnen viele „es ist möglich…“ bleiben Sie gesund und vielen Dank, dass ich mich aus der Hauptstadt auch an diesem tollen Blog beteiligen darf.

Elke Niedenführ, Berlin

31. März 2020 - Ein bisschen Alltag in der Kita

In dieser Woche bin ich dran, die wenigen Kinder in der Kita zu betreuen. Ich muss sagen, dass ich mich sehr darauf gefreut habe. Es ist schön die Kollegen wiederzusehen und ein bisschen das Gefühl zu bekommen, dass alles wie immer ist. Aber es ist natürlich nicht wie immer. Anstatt 15 bis 22 Kinder pro Gruppe, betreuen wir jezt maximal zwei bis drei Kinder in der gesamten Einrichtung.

Heute haben wir viel in der Turnhalle gespielt und wir waren draußen bis uns kalt wurde. Ein Vorteil für die Kinder ist, dass sie nun den gesamten Kindergarten für sich haben. Sie müssen nicht abwechseln und es findet meist ein sehr intensives und harmonisches Spielen statt. Alles ist sehr entspannt und entschleunigt. Trotzdem freue ich mich schon sehr, wenn alles wieder im "Normalzustand" läuft. Ich vermisse die Kinder und den turbulenten und abwechslungsreichen Alltag sehr.

Viele Grüße aus der Kita!

Sandra Kamps, Heilpädagogin

30. März 2020 - Auf der Flucht

Die nackten Füße im Sand, das Meeresrauschen im Ohr, mit den Kindern am Strand toben und frisch gepressten Orangensaft und einen Cafe con leche im Strand-Café Artemio auf der Terrasse…
Das waren unsere Wünsche und Pläne für den 30. März, als wir uns vor einigen Wochen mit dem Wohnmobil auf den Weg Richtung Valencia machten.

Doch das Urlaubsgefühl war von kurzer Dauer. Je weiter sich das Virus in Europa ausbreitete…
Als dann die Ausgangssperre und der Alarmzustand drohten, packten wir spät in der Nacht zusammen. Das Gefühl auf der Flucht zu sein, nicht mehr sicher zu sein, nicht zu wissen, ob die nächste Grenze die Endstation des Rückweges sein würde, war sehr beklemmend. Sicher: eine moderne Flucht, mit genügend Essen und Trinken, einem Schlafplatz an Bord und der Hoffnung mitten in Europa im Jahr 2020 mit einem deutschen Pass in der Tasche kann es ja nicht so schlimm werden. Dieses Gefühl begleitete uns und trieb uns an, bis wir nach 1300 km mitten in der Nacht die deutsche Grenze überquerten.

So sitzen wir heute mit Marlene und Matthias, die Füße in dicken Schuhen, im heimischen Sandkasten, ungewöhnlich leise ohne den Fluglärm der startenden Flugzeuge aus Weeze. Toben können wir mit den Kindern auch morgens im Bett und einen warmen Tee genießen wir auf der Terrasse hier in Goch.
Einkäufe für Eltern oder Nachbarn erledigen, den Garten in Schuss bringen und warten, auf das, was noch kommt, in heimischer Umgebung…
Die Bilder der Tagesschau am Abend mit Flüchtlingen auf Lesbos oder aus Moria stimmen uns noch nachdenklicher und trauriger – auf der Flucht zu sein…
Oft denken wir an Spanien, an unsere spanischen Freunde, die wir dort treffen wollten. Sie wohnen mitten in Madrid…

Wir hoffen, dass wir alle gesund bleiben in diesen besonderen Zeiten.

Eva und Achim Zanders, Kita-Eltern

29. März 2020 - Ausnahmezustand

Ausnahmezustand in Goch, in Deutschland, in der ganzen Welt. Ich gehöre einer Generation an, die in ihrem Leben, Gott sei Dank, weder Kriege noch Hunger noch sonstige soziale Einschränkungen im Alltag erfahren musste. Ich bin mit offenen Grenzen groß geworden und ich habe beim Überqueren der deutsch-niederländischen Grenze noch nie darüber nachgedacht, dass es auch anders sein könnte. In Zeiten wie diesen wird mir aber wieder bewusst, was für ein hohes Gut diese alltägliche Freiheit ist.

Es ist schon längere Zeit her, dass ich mehrere Wochen am Stück keinen Gottesdienst oder keine Messe sonntags gespielt habe. Ich muss sagen, dass ich es schon ein bisschen vermisse, denn die sonntäglichen Gottesdienste sind für mich ein Ruhepunkt in der Woche gewesen, in denen ich mit und für andere musizieren konnte.

Im beruflichen Umfeld merke ich eigentlich weniger von den Einschnitten. Klar, das Thema Corona ist allgegenwärtig, da ich aber die meistens Dinge telefonisch oder über das Internet mit den Kunden erledigen kann, fällt es hier nicht so schwer ins Gewicht.

Die größten Einschränkungen merke ich aber in meinem sozialen Bereich. Ich vermeide das Treffen mit Freunden so gut es geht, man kann sich nicht mehr zum Essen verabreden oder abends etwas trinken gehen. Es sind Einschnitte im Alltag, die aber ohne Zweifel notwendig sind. Damit mir nicht die Decke auf den Kopf fällt, gehe ich täglich eine Runde joggen. Vor allem bei einem so wunderbaren Wetter wie an den vergangenen Tagen lässt es einen das beherrschende Thema in den Medien, zumindest für einen kurzen Augenblick, ein bisschen vergessen.

Lukas Kowal, Organist im Nebenamt

28. März 2020 - Zwischenbilanz

Als sich vor zweieinhalb Wochen um halb eins mein Handy meldete und die Nachricht anzeigte, dass die Schule unseres  Sohnes  Jakob schließe,  weil ein Kind wegen Corona-Verdachtes getestet werde müsse,  war das Virus nicht mehr irgendein „Ding“, was uns nichts angeht, sondern stand gefühlt direkt vor der Haustür. Sofort wurden Oma und Opa angerufen, dass sie auf keinen Fall als Anlaufstelle für Jakob zur Verfügung stehen dürften und dann wurde sofort alles umorganisiert. 

Damals hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich Tage später im Homeoffice sitzen und gleichzeitig  für die schulische Bildung von Jakob verantwortlich sein würde. Für uns alle haben sich in den ersten Tagen der Corona-Krise die Ereignisse überschlagen: wie richte ich mein Büro zuhause ein, wie funktioniert das moodle-System der Schule, mit dem Lerninhalte elektronisch verschickt werden, wie organisiere ich unseren Alltag?

Irgendwie haben wir uns jetzt Zuhause eingerichtet und es ist erstaunlich, dass doch Vieles klappt. Es ist nicht einfach, wenn man mitten im Schriftsatz fürs Gericht unterbrochen wird und sich mit dem „Blutkreislauf des Menschen“, „Intervallen einer Tonleiter“ und dem „Flächeninhalt eines Fußballfeldes“ beschäftigen muss – da heißt es Ruhe bewahren und im Zweifel muss man an Opa den Mathematiklehrer in der Familie verweisen…..

Mitte der Woche erreichte mich von einem Kollegen eine WhatsApp-Nachricht, wo es unter anderem hieß: „Es ist in Ordnung, wenn eure Kinder nicht alle Aufgaben schaffen und ihr als Eltern nicht alles erklären könnt, streitet Euch nicht wegen der Hausaufgaben – Eure Kinder werden sich am Ende der Krise nicht daran erinnern, was sie für die Schule gemacht haben, sondern sie werden sich daran erinnern, wie sie sich gefühlt haben!“ Es kursieren seit der Corona-Krise viele Nachrichten, aber diese gefällt mir besonders und seit ich sie gelesen habe, bin ich etwas gelassener.

Gleichzeitig wird mir von Tag zu Tag bewusster, wie vielen Menschen es in der Krise sehr schlecht geht: es gibt Kinder, die in ihrem häuslichen Umfeld nicht gut aufgehoben sind; es gibt viele, die sich im veränderten Alltag nicht zurecht finden; es gibt viele, die große Existenzsorgen haben und nicht zuletzt gibt es viele Menschen, die derzeit mit dem Virus kämpfen. Das macht mich in all meinem Tun demütig und dankbar, dass es uns bei all der Veränderung noch (!) gut geht. 

Ich wünsche allen Menschen in unserer Gemeinde für die nächsten Wochen und Monaten Gesundheit, weniger Angst, mehr Gottvertrauen und liebe Menschen an ihrer Seite!

Bärbel Schreiber

27. März 2020 - Corona - betrifft mich das?

Corona? Betrifft mich das? Ja, ich bin Seniorin und halte mich ab sofort an die Ratschläge, die von allen Seiten auf mich - im wahrsten Sinne des Wortes, einprasseln. Z.B. einkaufen nur im Notfall. Dabei komme ich mir allerdings wie eine VIP-Person vor, weil die Straßen wunderbar frei sind, und ich mit dem Rad ohne abzusteigen sie überqueren kann. Mein Telefon klingelt dreimal so viel. "Wie geht es dir? Soll ich etwas einkaufen? Ich kann dir etwas mitbringen!" Dann ein Schwätzchen, was sonst beim Zufallstreffen in der Stadt passiert. Ich habe Glück Gartenbesitzerin zu sein. Er präsentiert mir frische Luft, Sonne und Frühlingsblumen, und ist auch der Grund, warum das Osterfest mit der Familie immer bei mir stattfindet. Das fällt nun aus und das tut weh! Auch Rommérunde und Lesekreis sind abgesagt. Aber in Zukunft findet alles wieder statt. Also: Geduld, Geduld!

Gisela Klaus, Seniorin

26. März 2020 - Corona hier, Corona da

Eigentlich wäre ich am 25. April 2020 konfirmiert worden. Wie wir alle wissen, ist das auf Grund der aktuellen Situation nicht mehr möglich. Natürlich hatte ich mich darauf gefreut. Meine Verwandtschaft wohnt größtenteils in Baden-Württemberg, weswegen ich sie nicht so oft sehe. An meiner Konfirmation hätte ich sie gesehen. Die wurde jetzt ja allerdings um ein ganzes Jahr nach hinten verschoben. Aber vielleicht hat es ja auch etwas Gutes. Jetzt kann ich mich auf nächstes Jahr freuen. Denn Vorfreude ist ja bekanntlich die beste Freude.

Sonst komme ich mit der ganzen Situation recht gut zu Recht. Die Schulaufgaben übers Internet zu bekommen ist zwar neu und ungewohnt, aber klappt für den Anfang ziemlich gut. Das einzige, was mich an dieser Zeit nervt, ist dass man immer wieder auf Corona stößt. Ob im Fernsehen, im Radio oder in der Zeitung, als gäbe es kein anderes Thema. Natürlich ist mir bewusst, wie wichtig es ist, das Virus jetzt zu stoppen und ich weiß, dass die ganzen Maßnahmen auch notwendig sind, aber reicht es nicht wenn wir im Supermarkt die leeren Regale sehen? Wenn uns auf der Straße kein einziger Mensch begegnet? Fast gespenstisch ist es manchmal. Aber muss uns immer wieder bewusst gemacht werden, wie schlimm doch alles ist? Ich finde, man sollte in dieser Zeit positiv bleiben. Zeit mit der Familie verbringen, die man sonst nicht hat. Einfach mal das schöne Wetter genießen, auch wenn es nur im Garten oder auf dem Balkon ist. Man hat jetzt so viel Zeit für Dinge, die im normalen Alltag einfach vernachlässigt werden. Diese Zeit sollten wir nutzen, anstatt immer nur die schlechten Dinge in allem zu sehen oder Angst zu haben. Wenn wir positiv bleiben und anderen Menschen Kraft schenken, die sie brauchen, ist diese Zeit vielleicht schneller vorbei, als wir gedacht hätten. 

Julie-Marie Weber, Konfirmandin

 25. März 2020 - Ein ganz normaler Tag

Es ist schon komisch, die Tätigkeiten einfach "sausen" lassen zu müssen wie den Seniorentreff oder die Arche. Heute bin ich um 6.30 Uhr aufgestanden, fällt nicht immer leicht, da ich gerne auch mal länger im Bett bleibe. War um 7.30 Uhr beim Arzt, Rezept abholen, danach einkaufen, ja, auch Toilettenpapier, dann noch zur Post. Alles so schnell wie möglich, da meine Frau wegen Ihrer Augen und Hüfte auf meine Hilfe angewiesen ist. Wieder zu hause, meiner Frau geholfen, dann Frühstück bereitet, war bereits 9.45 Uhr und gemütlich gemeinsam gefrühstückt. Gewöhnlich hören wir auch jeden Tag die Radiokurzandacht und frühstücken danach.

Meine täglichen Aufgaben sind der Abwasch, Wäsche, na ja eben alle Haushaltsarbeiten, dazwischen immer wieder meiner Frau Hilfe leisten, die Augen mit Tropfen und Gel versorgen und vorlesen. Am späten Mittag haben wir eine Kleinigkeit gegessen. Ich bin dann eine Runde an die frische Luft gegangen und nun um 16.30 Uhr fange ich, das Abendessen (warm) zuzubereiten. Als Rentner haben wir natürlich nicht die Sorgen und Ängste vieler anderer, doch sind wir natürlich auch vorsichtig im öffentlichen Umgang miteinander.

Helmut Turno, Seniorentreff-Team

24. März 2020 - Alles ist so komisch

Wir sind heut morgen um 7:30 aufgestanden und haben mit unseren Eltern und unserer Schwester gefrühstückt! Papa ist seit heute im Homeoffice, was für alle ungewohnt ist! 
Nach dem Frühstück mussten wir Schularbeiten machen! Das gefällt uns nicht ganz so gut! Aber Mama sagt, dass wir das ja sonst in der Schule gelernt hätten! Und da wir zu Hause sind, müssen wir es halt hier machen! Danach haben wir etwas ferngesehen! 
Zum Mittagessen gab es selbst gemachte Pizza! Yammi
Danach hatten wir Mal- und Bastelzeit! In der Zeit bemalen wir Steine, basteln Osterdeko oder malen in unseren Malbüchern! Danach haben wir zwei Nintendo Switch gespielt! Pokemon! Unsere Schwester hat in der Zeit mit Mama gespielt! 
Vor dem Abendessen waren wir noch spazieren! Ein bisschen frische Luft muss sein! Leider ist derzeit tagsüber der Wind zu kalt, um lange im Garten zu bleiben! 
Wir hoffen sehr, dass Corona bald vorbei ist! Alles ist so komisch! Nichts hat auf! Eigentlich wollten wir am Samstag in den Moviepark,  da wir Jahreskarten haben! Das macht uns schon sehr traurig! 
Bleibt alle gesund! 
Anastasia und Moritz Königsfeld, Konfi 3-Kinder

23. März 2020 - Konfirmationsgeschenk ohne Konfirmation

Heute ist Sonntag, 22. März 2020. Ich liege mit meiner 13-jährigen Tochter Joa im Bett. In ihrem Bett, in ihrem frisch renovierten Zimmer. Joa wäre dieses Jahr zur Konfirmation gegangen. Der Termin steht schon lange fest, der 25. April 2020. Wegen der Corona Krise kann dieser Termin natürlich nicht eingehalten werden. Als die Absage kam, waren wir zwar darauf vorbereitet aber trotzdem traurig.

Wir haben daraufhin beschlossen Joas Konformationsgeschenk zeitlich vorzuziehen. Man muss dazu wissen, dass alle unsere vier Kinder zur Konformation ein „neues“ Zimmer bekommen haben. Das bedeutet, das Zimmer wird gestrichen, geputzt und entrümpelt. Kindermöbel werden durch modernere Stücke ersetzt und noch gute Möbel werden neu in Szene gesetzt. Das Konfirmationskind darf dieses neue Zimmer erst am Tag seiner Konfirmation sehen. Auch für Joa sollte das so passieren. Die Möbel (die von den Verwandten geschenkt werden) waren schon bestellt und sollten in den nächsten Wochen aufgebaut werden. Da wir jetzt durch die besondere Situation zum zu Hause sein verdammt sind und die Konformation verschoben wird, haben wir beschlossen,die Renovierung und Gestaltung des Zimmers mit Joa gemeinsam vorzuziehen. Am vergangenen Freitag ging’s los. Joa und ich haben die Möbel raus geräumt, die wir nicht mehr brauchen und haben erst mal Spinnen und Spinnenweben weggemacht. Dann haben wir unsere Anstreicherutensilien aus dem Keller geholt und angefangen abzukleben. Joa die Fußleisten und ich auf der Leiter. Endlos lange dauerten diese nervigen Vorarbeiten. Dann endlich war es soweit: Der große Farbeimer wurde geöffnet. Ruckzuck waren alle Wände schneeweiß und der Boden leider auch. Am Samstagmorgen wurden Folien und Klebestreifen entfernt, der Holzboden geschrubbt, alles durchgeputzt und die fertigen Möbel, die schon da waren, eingeräumt. Joas Zimmer ist zwar noch nicht fertig, aber schon wunderschön und sauber!

Am Sonntagmorgen hatten wir beide dann die Idee in ihrem frischen Zimmer die Küchentischandacht anzuhören (denn Joa fehlen noch zwei Stempel). Wir schauten auf YouTube die Predigt von Pfarrerin Gierke, sangen das Lied und beteten zusammen. Danach habe ich Joa den Brief an die Konfis vorgelesen. Wir mussten beide weinen, weil wir uns so auf die Konfirmation gefreut haben. Wir müssen jetzt, wie alle anderen Konfirmanden auch ein Jahr warten und sind deshalb echt traurig, aber so ist es eben. Im nächsten Jahr müssen wir dann ja nicht mehr renovieren aber dafür eine neue Überraschung für Joa ausdenken - ihr Geschenk hat sie ja schon.

Sabine Peters, Konfi-Mutter

22. März 2020 - Gottesdienst am Küchentisch

Gestern konnte ich meine Tochter Merle dazu „verdonnern" mit mir zusammen heute diesen für uns alle ungewöhnlichen Gottesdienst zu feiern. Die Idee dazu hat mir gut gefallen, und ich war neugierig. Die Texte hatte ich mir mit Absicht vorweg nicht durchgelesen.

Daher war es anfangs ein bisschen „wuschelig“. Mir fehlte die Bibel, ein Lied. Nach anfänglichen Schwierigkeiten war ich dann im Fluss. Ich fand es sehr berührend zu Beginn dem vertrauten Läuten unserer Kirchenglocke aus der Ferne zuzuhören, mich selbst unter Kontrolle zu haben, nicht ein paar Tränen zu vergießen. Merle war anfangs sehr skeptisch und entschied sich zunächst nur für das Zuhören.

Beim Austausch der Gedanken zur Situation war sie dann ganz bei der Sache. „Wird alles wieder gut? Wie lange werde ich einen geliebten Menschen nicht wiedersehen? werde ich ihn überhaupt wiedersehen? Verliere ich meinen Job? Was wird mit meinem Semester?“ Gedanken, die uns beide beschäftigen.

Am Ende des Gottesdienstes am Küchentisch war auch ihr Fazit: „Mama, das war schön". Für nächsten Sonntag wollen wir meine Eltern per Video-Chat mit an unserem Gottesdienst teilhaben lassen. Es ist für mich eine befremdliche Art des Gottesdienstes. Aber der Gedanke, dass zur selben Zeit hoffentlich viele andere Menschen zuhause sitzen und mit uns einen Gottesdienst abhalten, ist ein gutes Gefühl.

Britta Gemke, Presbyterin

Es wahr schon sehr komisch auf der Fahrt zur Kirche am heutigen sonnigen Sonntagmorgen.Die Straßen waren menschen- und autoleer. Heute findet kein normaler Gottesdienst statt, sondern der erste „Gottesdienst am Küchentisch“ aus unserer Region West. Um 10:55 Uhr habe ich ganz normal geläutet und den Gottesdienst über unsere Lautsprecheranlage gestartet. Es war sehr ungewohnt, Pfarrerin Irene Gierke zu hören, aber nicht zu sehen! Wie bei uns üblich, läutete zum „Unser Vater im Himmel“ die Glocke.

Ich war nicht alleine hier. Im Laufe des Vormittags kamen immer wieder einige Besucherinnen und Besucher. Eine Besucherin war von der besonderen Atmosphäre, hervorgerufen durch die Sonnenstrahlen, die unsere Kirchenfenster durchfluteten, begeistert und berührt.

Ich wünsche allen einen guten Start in die nächste Woche und bleiben Sie gesund!

Norbert Tiede, Küster

21. März 2020 - Die ganze Familie ist zusammen

Statusupdate: Haus steht noch. Hund freut sich, dass so viele Leute zum Spielen da sind, Menschen sind genervt von sabberndem Hund. Haustüre dient als Kommunikationsmittel und ist beklebt mit Post-it’s zur Lage der Situation. Ihre eigentliche Funktion als Ausgang hat sie seit längerem abgelegt. Aus Verzweiflung habe ich tatsächlich damit angefangen, mir meine Vorlesungen anzusehen und zu arbeiten. Vielleicht bestehe ich tatsächlich meine Prüfungen, wenn sie denn stattfinden. Netflix fragt mich drei Mal täglich, ob alles in Ordnung sei. „Schauen Sie noch The Crown?“ Ja Netflix, wir schauen alle noch.

Frische Luft kommt vor allem durch das geöffnete Zimmerfenster. Ja, ich weiß, Spaziergänge sind erlaubt, aber ich bin sonst auch nie draußen gewesen, warum jetzt etwas an alten Gewohnheiten ändern? Was früher faul war, ist jetzt Heldentum. Familie steht vor Herausforderung. Das letzte Mal, dass alle fünf gleichzeitig zu Hause waren ist sehr lange her. Ab und zu höre ich erhobene Stimmen. Irgendjemand hat ein Glas auf die Spülmaschine gestellt anstatt rein, der dritte Weltkrieg steht bevor.

Dann wieder allgemeine Einigung: heute Abend Pizzaparty. Danach wird gepuzzelt. Es werden wieder Gespräche geführt, man erzählt von früher, als die Menschen noch das Haus verließen. Eine Zeit, die an Weihnachten erinnert: an besinnliche Momente unterm Tannenbaum und friedliche Gespräche mit Plätzchen vor dem Kamin. Ich versuche die Lage positiv zu sehen: Wir haben Weihnachten für unabsehbare Zeit zurückbekommen. Lassen wir zusammen das Beste daraus machen.

Rebecca Fischer, Studentin

20. März 2020 - Eine Woche ohne Schule

Heute Morgen bin ich gegen 10 Uhr aufgestanden. Eine Zeit, in der ich sonst fast nie aufstehe, weil ich Schule habe. Jetzt haben wir die erste Schulwoche geschafft - erstaunlich gut. Bis auf überlastete Server gibt es kaum Probleme. Gegen 13 Uhr habe ich mich dann den Aufgaben zugewendet. Von unseren Lehrern bekommen wir fast täglich welche. Für mich hieß das, drei lange Aufgaben über Küngs „Die Kirche im Dienst an der Gottesherrschaft“ bearbeiten und dann per Mail an meine Lehrerin Frau Ruhwedel schicken, die auch schon einmal hier etwas geschrieben hat.

Während ich diese Zeilen schreibe, denke ich auch an Morgen. Morgen wäre eigentlich der dritte Tag meiner Jugendleitercard-Ausbildung gewesen, aber auch die ist ausgefallen. Für mich ist morgen jetzt vor allem ein Samstag, an dem mein Tagesablauf fast gleich sein wird, wie in der Woche – ungewohnt.

Marti Mlodzian, Helferkreis

19. März 2020 - Die flatternden Elstern 

Ein schöner Tag heute, sonnig und windstill. Ein Elsternpaar in dem Ahornbaum vor unserem Küchenfenster ist mit dem Nestbau zugange. Der Baum ist Herberge für das Nest und Lieferant des Baumaterials. Die Elstern knacken dünne Zweige ab und lassen sie auf den Boden fallen. Später transportieren sie sie bündelweise zur Nestbaustelle. Unermüdlich, unbeirrt. Keine Corona-Krise trifft sie, hemmt sie. Sie bewegen sich frei ohne soziale und andere Einschränkungen. Sie haben eine unbändige Zuversicht, denke ich bei mir. Dass das Werk gelingt, dass sich Nachwuchs einstellt und die Aufzucht glückt. Vielleicht können wir Zuversicht von ihnen lernen, gerade in Zeiten, wenn die Bedrohung durch den Virus uns zu erdrücken scheint und mutlos macht.

Die Elstern flatterten mir durch den Kopf, als ich heute Nachmittag im Gartenmein Hochbeet bestellte und Möhren und Radieschen säte. 

Heinz van de Linde, Repaircafe

18. März 2020 - Der dritte Tag ohne Kindergarten

Eigentlich kann ich ja ausschlafen, aber ich bin trotzdem früh wach. Ich habe mich heute ganz schnell angezogen, gewaschen und gekämmt, noch bevor Mama mit meinem Bruder aufstehen konnte. Dann haben wir heute Henrik (8 Wochen) gebadet, er hatte zum ersten Mal ganz viel Spaß und hat nicht geweint. Dann war ich draußen im Garten und habe mit meinen Puppen Elisa und Mia gespielt.

Wie jeden Tag waren wir auch eine kleine Runde spazieren bei dem Wetter. Danach war ich bis abends im Garten. Als Papa von der Arbeit kam, haben wir noch Federball gespielt. Morgen ist Mama dann dran, wenn Henrik gestillt ist.
Ich finde die Zeit mit Mama und Henrik schön, vermisse aber schon meine Freunde aus der Kita und alle anderen, die wir nicht sehen können.

Sophia Ebben, Kindergartenkind


17. März 2020 - Tage 2 ohne Schule

Heute ist der zweite schulfreie Tag. Langsam ist geklärt, wie der Lernstoff den Schülern in der Zeit der Schulschließung zur Verfügung gestellt wird. Es ist eine neue Erfahrung. Mal hakt das Internet, mal sind es Kommunikationsprobleme. Aber wir bekommen das hin. In der Schulpause musste leider Brot eingekauft werden. Es ist schon sehr viel los dort im Supermarkt. Umso verwunderlicher ist, dass dort alle Verkäufer noch irgendwo Zeit für ein Lächeln haben. Wir brauchen uns keine Sorge machen, dass wir irgendwann ohne Klopapier und Nudeln dastehen. Nur warum muss es gleich die dreifache Menge auf einmal sein, die die Leute alle kaufen? Verstehe ich nicht. Und ich glaube die Leute, die nur gemäßigt einkaufen, schauen entspannter aus.

Zu Hause angekommen entschließe ich mich ein paar Sonnenstrahlen zu genießen. Es duftet nach Frühling. Ich hoffe es bleibt auch so. Ein paar Minuten Ruhe. Schön mal wieder die Vögel zwitschern zu hören. Der Lärm der Straße ist auch schon stark zurück gegangen in dieser Ausnahmesituation. Wenn es etwas Gutes hat, dann das.

Astrid Ruhwedel, Lehrerin und Presbyterin

16. März 2020 - Kindertagesstätte ohne Kinder

Montagmorgen: Nach einem Wochenende voller Gedanken und Sorgen, beginnt der Tag um 7 Uhr in der Kita. An beiden Standorten der Kindertagesstätten stehen Fachkräfte zur Verfügung die Kinder von Eltern betreuen, die eine „Schlüsselposition“ ausüben. Heute war kein Bedarf einer Betreuung, allerdings einige telefonische Anfragen. 

Um 10 Uhr stand eine Besprechung mit Rücksicht der Schutzmaßnahmen mit dem Kita-Team an. Auch Kollegen brachen viele Fragen und Gedanken mit. Insgesamt war anfangs eine unsichere und bedrückte Stimmung. Im Austausch miteinander konnten wir die nächsten Tage planen und anfallende Arbeiten und Aufgaben aufteilen. 

In Gedanken sind wir bei allen Familien, bei allen Eltern/ Erziehungsberechtigen und Kindern, die neben dem laufenden Alltag und dieser Ausnahmesituation die Betreuung ihrer Kinder mit Herz leisten. In den Räumen der Kindertagesstätten ist es ungewöhnlich still. Wir wünschen uns, dass diese Zeit schnell umgeht und die Türen der Kita wieder für alle offen stehen.

Dörthe Vermeulen, Leitungsteam Kindertagesstätte

15. März 2020 - Sonntag ohne Gottesdienst?

Sonntagmorgen 7 Uhr: Ich stehe auf wie jeden Sonntagmorgen, wenn ich mit der Gemeinde Gottesdienst feiere. Morgentoilette, Frühstück und dann .... Diesen Sonntag stimme ich mich nicht ein auf den Gottesdienst. Denn der fällt ja aus. Irgendwie komisch. Ich fahre zur Kirche und bin gespannt.

10 Uhr in der Kirche: Norbert Tiede, unser Küster, und ich warten. Die Lichter sind an. Die Kirche ist leer. Dann geht die Tür auf. Eine Frau tritt ein. Ja, sie weiß, dass der Gottesdienst nicht stattfindet, aber sie möchte in der Kirche beten. Ich denke: Gut, dass wir nicht einfach eine Zettel an die Tür gehängt haben. Bis 13 Uhr kommen noch etwa 10 weitere Personen. Mit einzelnen komme ich ins Gespräch. Auch eine Form der geistlichen Gemeinschaft. Als ich nach Hause fahre, habe ich das Gefühl: irgendwie war auch Gottesdienst - nur anders. Und das Singen hat mir gefehlt.

Rahel Schaller, Pfarrerin

 

Gemeindebüro

Evangelische Kirchengemeinde Goch
Markt 4
47574 Goch

Daniela Morio
Sandra Boumans

Das Gemeindebüro ist geöffnet:

Dienstag und Freitag 9 bis 12 Uhr
Dienstag 17 bis 19 Uhr

Telefon 02823 929 68 20

Kindertagesstätte

Evangelische Integrative Kindertagesstätte
Familienzentrum

Standort Niersstraße 1a, 47574 Goch
Telefon 02823 2191

Standort Hinter der Mauer 101, 47574 Goch
Telefon 02823 4195105

Leitung: Esther Müller, Dörthe Vermeulen, Gabi Perret

Email:

Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 7 bis 17 Uhr

Gemeindeteam

Pfarrer Robert Arndt
Telefon 02823 919064,

Pfarrer Albrecht Mewes
Telefon 02823 8796164,

Pfarrerin Rahel Schaller
Telefon 02823 6988,

Pop-Kantorin Anne Hartmann
Telefon 0171 1001942,  

Küster Norbert Tiede
Telefon 0171 2673068,

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